Wie Kinder und Jugendliche unter der Corona-Pandemie leiden
Von Florian Plavec
„Es gibt tatsächlich kaum europäische Länder, in denen während dieser Gesundheitskrise mehr Bewegung für Kinder und Jugendliche möglich ist als in Österreich.“ Das sagt Sportminister Werner Kogler im KURIER-Interview – und er mag damit Recht haben.
Kurzsichtigkeit, Angst, Depressionen, Diabetes, Demenz, Bluthochdruck und Übergewicht. Das ist die andere Seite der Wahrheit. An den Folgen einer Corona-Erkrankung sterben viele ältere Menschen, an den Corona-Maßnahmen leiden vor allem die Jungen. Die Zeit vor den Bildschirmen ist dramatisch angestiegen. 16 bis 18-Jährige verbringen laut einer Studie aus Deutschland während des Lockdowns zehn Stunden pro Tag vor Handy, Tablet oder PC; um 75 Prozent gestiegen ist die Zeit, die Kinder und Jugendliche mit Handy- oder Computerspielen verbringen. Schon vor der Pandemie war in Österreich jeder vierte Jugendliche im Alter von 14 Jahren übergewichtig. Es liegt auf der Hand, dass diese Zahlen weiter steigen werden. Die Folgen: siehe oben.
Um nicht missverstanden zu werden: Das ist keinesfalls ein Vorwurf an die Kinder. Österreichische Oberstufenschülerinnen und -schüler waren seit Ausbruch der Pandemie vor fast einem Jahr weniger als 50 Tage in der Schule. Distance learning lautet das Gebot der Pandemie. Was in einigen Fächern gut funktionieren kann (z.B. Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaft) ist in anderen schwieriger (z.B. Musik, Bildnerische Erziehung) und in einem Fach praktisch unmöglich: Turnen. Von der seit mittlerweile einem Jahrzehnt angekündigten „täglichen Bewegungseinheit“ sind Österreichs Kinder und Jugendliche im Moment so weit entfernt wie die Admira vom Meistertitel.
Umso wichtiger ist es, dass die Schulen (inklusive Turnunterricht und natürlich unter allen gebotenen Sicherheitsmaßnahmen) wieder öffnen – und in der Folge auch die Sportplätze. Zumindest Sport im Freien sollte schnellstens wieder ermöglicht werden. Der (gesundheitliche) Schaden ist schon gegeben. Jetzt gilt es, ihn so gering wie möglich zu halten.