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Tour de France: Felix Gall schrieb mit seinem Husarenritt Geschichte

Am Sonntag ist Schluss mit qualvoll, dann geht in Paris die Tour de France zu Ende. Am Mittwoch gab es für Felix Gall eine Mischung aus Schmerz und Euphorie. Der 25-jährige Tiroler fährt seine erste Tour de France und er kommt am Ende der großen Schleife immer besser in Schuss. Er gewann sogar die Königsetappe.
Schon am Dienstag hatte der Österreicher überrascht. Das Zeitfahren saugte die Substanz aus den Körpern der Radfahrer. Felix Gall hatte sich in dem von ihm geliebten Kampf gegen die Uhr gut geschlagen, war 13. geworden und hatte sich in der Gesamtwertung auf Platz zehn verbessert.

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Und am Mittwoch setzte er mit einem weiteren Kraftakt zu einem Husarenritt an. Er hat sein Tief über wunden. Letzten Mittwoch wollte er alles hinschmeißen, erzählte sein Trainer Stephen Barrett.   „Ihm war das Thema mit dem Gesamtklassement viel zu viel. Er war total überfordert mit dem Thema – auch was O’Connor  betrifft.“ Gall gab im Ziel zu, dass er  auch damit überfordert war, dass er in die Führungsrolle gekommen ist. An der Stelle von Ben O’Connor, der in das Siegerinterview platzte, Gall umarmte und sagte: „Du bist ein Champion“.

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Tief überwunden

Über 5000 Höhenmeter waren zu bewältigen, darunter der tatsächliche Tour-Höhepunkt, der über 2.300 Meter hohe Col de la Loze.  Felix Gall hielte sich auf der Etappe stets in der Spitzengruppe, die immer kleiner wurde. Dann begann das Ausscheidungsrennen. Eine 25-Mann-Spitzengruppe nahm den 30 Kilometer langen Anstieg vor dem Ziel in Angriff und  verkleinerte sich ständig. „Ich war gut drauf und habe an den Werten gesehen, dass ich mit dem Tempo vorne landen kann“, sagte Gall. Sechs Kilometer vor dem Dach der Tour trat Gall an und fuhr alleine an der Spitze.

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Vier Kilometer vor dem Berg trat Leader Vingegaard an, um die zweieinhalb Minuten Rückstand auf den Österreicher wett zu machen. Doch wieder standen die Zuschauer im Mittelpunkt. Bei der Aufholjagd musste ein Motorrad wegen der Fans stehen bleiben, ein Begleitfahrzeug fuhr auf – Vingegaard und Helfer Kelderman, der auf ihn gewartet hatte, mussten sich mühsam vorbei zwängen. Der Däne hatte die Verfolgung zu spät gestartet.
Und so schaffte es Gall als Erster auf den Col de la Loze. Und sogar auf der ungeliebten Abfahrt hielt er mit mehr als 80 Stundenkilometern seinen ersten Verfolger, Simon Yates, in Schach. Dann bog er als Erster in den Wintersportort Courchevel ein und konnte die letzten Meter nicht genießen. Er konnte die letzten steilen 150 Meter kaum mehr gerade fahren, doch er biss die Zähne zusammen und fuhr völlig fertig über die Ziellinie. Simon Yates hatte 33 Sekunden Rückstand. Dritter wurde Pello Bilbao. Dann kam Vingegaard als Vierter ins Ziel, mit 1:52 Minuten Rückstand auf Felix Gall.

17. Etappe, Saint-Gervais Mont-Blanc - Courchevel (165,7 km): 1. Felix Gall (AUT) AG2R 4:49:08 Std. - 2. Simon Yates (GBR) Jayco +0:34 Min. - 3. Pello Bilbao (ESP) Bahrain +1:38 - 4. Jonas Vingegaard (DEN) Jumbo +1:52. Weiter: 22. Tadej Pogacar (SLO) UAE +7:37 - 34. Felix Großschartner (AUT) UAE +18:54 - 35. Gregor Mühlberger (AUT) Movistar +19:42 - 88. Michael Gogl (AUT) Alpecin +36:33, 119. Patrick Konrad (AUT) Bora +37:33, 126. Marco Haller (AUT) Bora +37:54
Gesamtwertung: 1. Vingegaard 67:57:51 Std. - 2. Pogacar +7:35 Min. - 3. Adam Yates (GBR) UAE +10:45. Weiter: 8. Gall +16:11 - 24. Großschartner +1:37:13 Std. - 45. Mühlberger +2:38:00 - 82. Konrad +3:43:18 - 88. Haller +3:53:06 - 127. Gogl +4:40:19

Die Nummer vier

Der 25-Jährige ist jetzt der vierte Österreicher, der eine Etappe bei der Tour de France gewonnen hat. 2021 hatte Patrick Konrad ein Teilstück gewonnen, 2005 war es der Tiroler Georg Totschnig. Und als die Räder laufen lernten, hatte Max Bulla im Jahr 1931 gleich drei Etappen gewonnen.  Gall: „Vor eineinhalb Jahren konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich eine Etappe gewinnen kann. Es ist unglaublich.“
Punkto Gesamtsieg ist Pogacar eingebrochen und hat jetzt über sieben Minuten Rückstand auf Vingegaard.