Sport/Tennis

Krimi in zwei Sätzen: Thiem ringt im Top-Spiel Nadal nieder

Dominic Thiem darf seine Saison zumindest noch um einen Tag verlängern. Österreichs Topmann, der zum fünften Mal in Folge beim ATP-Finale dabei ist und sich schon fast zum Inventar zählt, schlug nach dem Griechen Stefanos Tsitsipas auch Rafael Nadal. Der 27-Jährige besiegte den Spanier 7:6 (7), 7:6 (4) und steht damit im samstägigen Semifinale. Unabhängig von der Partie gegen den Russen Andrej Rublew am Donnerstag.

Der Start in der leeren Londoner O2-Arena gestaltete sich für Thiem schwierig, Nadal brachte seine Aufschlagspiele unaufgeregter durch und setzte dort fort, wo er beim Sieg gegen den Russen Andrej Rublew aufgehört hatte. Wahrscheinlich war Nadal noch nie so gut in der Halle, schließlich hatte er Indoor seit 2005 kein Hartplatz-Turnier mehr gewonnen. Doch Thiem steckt ebenfalls in einer guten Verfassung, die Rallyes waren hochklassig, das kraftvolle Spiel ließ auch eine gewisse Raffinesse nicht vermissen. Vor allem Thiem spielte variabel und hatte obendrein mit dem Aufschlag einen Vorteil.

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Knappe Entscheidung

Dennoch kam, was kommen musste: Ein Tie-Break. Nadal zog rasch auf 5:2 davon, doch dann erinnerte er sich wohl an die bislang letzte Ausgabe der Australian Open. Damals hatte Thiem beim Viersatz-Erfolg über den Spanier drei Tie-Breaks gewonnen um in das Halbfinale der Australian Open einzuziehen. Das Finish gehörte auch dieses Mal Thiem, der Weltranglisten-Dritte stellte auf 5:5.

Ausgerechnet dann passierte dem Lichtenwörther ein Doppelfehler. Darauf schwächelte aber wiederum der Spanier. Thiem wehrte zwei Satzbälle ab und holte sich den ersten Satz. 1:15 Stunden dauerte dieser. Die Fans wären voll auf ihre Kosten gekommen – hätten sie nur in die Arena dürfen.

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Wer Nadal kennt, weiß, dass er keine Zeit verschwendet vergebenen Chancen nachzutrauern. Der Spanier hatte im ersten Game des zweiten Satzes die erste Breakchance. Doch Österreichs Sportler des Jahres blieb auch in dieser kritischen Situation cool. Bei 3:3 war es aber soweit, Nadal gelang das erste Break.

Und trotzdem schlug Thiem wieder zurück, war der Herr der Big Points und schnappte sich postwendend das Re-Break. Bei 4:5 bewies aber Nadal Kämpferqualitäten und wehrte bei 0:40 drei Matchbälle ab. So kam es erneut zum Tie-Break. Und Thiem erledigte es erneut in der Manier eines Weltklassemannes. Damit stellte Thiem im direkten Duell auf 6:9 – es war das erste Mal, dass er Nadal zwei Mal in Folge schlug. „Es war ein großes Match vom ersten bis zum letzten Punkt. Ich wusste, dass ich auch nach dem ersten Satz voll fokussiert bleiben muss“, sagte Thiem.

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Unter Zugzwang

Für Jürgen Melzer und seinen französischen Partner Édouard Roger-Vasselin geht es heute (19 Uhr, live Sky) schon ums Überleben in London. Nach der 7:6-1:6-4:10-Niederlage gegen die Weltranglisten-Ersten Mate Pavic/Bruno Soares trifft das Duo in der Round-Robin-Gruppe „Bob Bryan“ auf die Montag-Verlierer der ersten Partie, den Australier John Peers und den Neuseeländer Michael Venus.

Beim zweifachen Doppel-Grand-Slam-Sieger Melzer, der im Jänner bei den Australian Open seine Karriere beenden wird, überwog trotz starker Leistung die Enttäuschung. Auch, wenn der gewonnene Satz in der Endabrechnung für einen Platz im Halbfinale wesentlich sein kann.