Sport

Dieser Tiroler schwimmt auf einer Erfolgswelle

Corona-Profiteur? Nein, das würde jetzt zu weit gehen. So will Bernhard Reitshammer nicht genannt werden. Auch wenn er natürlich weiß, dass ihm die Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio nicht ungelegen gekommen ist. Immerhin hat der Tiroler Schwimmer erst im August 2020 das Limit erbracht, „es gab davor aber auch keine Wettkämpfe. Ich bin mir sicher, dass ich es ohne Corona auch geschafft hätte“, hält Reitshammer fest.

Aber er wäre ohne das Virus, ohne die Verschiebung der Spiele um ein Jahr, in Tokio mit Sicherheit nicht zu so vielen Olympia-Einsätzen gekommen. Denn seit ihm im letzten August über seine Paradedisziplin, die 100 Meter Rücken, das Limit gelungen ist, schwimmt Bernhard Reitshammer auf der Erfolgswelle.

Vor zwei Wochen unterbot der 26-Jährige in Eindhoven über die 200-Meter-Lagen die Olympia-Norm, am vergangenen Wochenende legte er beim Meeting in Graz auf eindrucksvolle Weise über die Bruststrecke nach: Mit einer Zeit von 59,93 Sekunden blieb Reitshammer als erster Österreicher über die 100-Meter-Distanz unter einer Minute. Dabei verbesserte er den alten Rekord gleich um 34 Hundertstelsekunden.

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Richtiger Schritt

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte der Mann aus Absam. „Cool, dass ich in Tokio gleich in drei Disziplinen schwimmen darf.“ Wobei Bernhard Reitshammer eines klarstellt. „Meine Hauptstrecken bleiben aber klar die Rücken-Bewerbe.“

Um seinen Traum von den Olympischen Spielen zu verwirklichen, hat Reitshammer sogar seiner Heimat den Rücken gekehrt. 2016 verließ er Innsbruck, weil ihm dort im Training das Wasser bis zum Hals stand. In der Tiroler Landeshauptstadt gibt’s kein 50-Meter-Indoor-Becken, deshalb schloss sich der Tiroler ASV Linz an und übersiedelte ins Olympiazentrum auf die Gugl. „Es war definitiv der richtige Schritt. In Linz es um Welten anders“, erzählt Bernhard Reitshammer. „Ich habe hier eine starke Trainingsgruppe. Das pusht total, das ist einfach ein anderes Niveau.“

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Intensives Training

In einer intensiven Trainingswoche verbringt Bernhard Reitshammer vier Stunden am Tag im Wasser. Dabei legt er zwischen 12 und 14 Kilometer zurück. Dazu kommen meist noch zwei Stunden in der Kraftkammer. Wenn er und seine Kollegen im Training Wettkämpfe simulieren, geht es vor allem ums Feintuning im Extrembereich. „Das Entscheidende ist, dass man auch dann noch die perfekte Technik schwimmt, wenn man bereits müde ist“, erklärt Reitshammer.

53,73 Sekunden ist die Bestzeit des Tirolers über seine Spezialdisziplin 100 Meter Rücken. In Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio sieht der 26-jährige Tiroler bei sich noch viel Luft nach oben. „Nicht im Hundertstelbereich. Da reden wir schon von Zehntel.“

Bernhard Reitshammer lässt vor allem unter Wasser einige Zeit liegen. „Die Tauchphasen sind meine größte Schwachstelle“, weiß der gebürtige Absamer. Sein muskulöser Körperbau erweist sich gerade beim Wendemanöver als kleiner Nachteil. „Ich bin leider nicht so beweglich wie andere Schwimmer, die tun sich bei der Delfinwelle unter Wasser leichter. Ich glaube, dass ich da noch viel Zeit rausholen kann.“

Knapp drei Monate bleiben ihm noch bis zu den Sommerspielen in Tokio. Ist er nicht also doch vielleicht ein Corona-Profiteur?

„Natürlich ist es für mich gut, dass die Spiele erst in diesem Jahr sind“, sagt Bernhard Reitshammer. „Aber so werden wahrscheinlich die meisten Sportler denken. Jeder versucht es positiv zu sehen und in der zusätzlichen Zeit noch alles rauszuholen.“