Sport/Fußball

Warum sich beim Derby mehr verändert hat, als das 1:1 vermuten lässt

Auf den ersten Blick war alles wie immer. Rapid kann im Allianz Stadion gegen die Austria nicht gewinnen und mit dem 1:1 wiederholte sich das häufigste Ergebnis der jüngeren Derby-Geschichte. Bei einem genaueren Blick auf die 334. Ausgabe des Klassikers war aber doch einiges anders.

Gesehen haben es nicht viele, weil keine Fans ins Stadion durften und der enge Ausschnitt der TV-Bilder die größte Neuerung unter Ferdinand Feldhofer kaum darstellen konnte.

Neuer Mut

So aggressiv und mutig wie noch nie pressten die Rapidler in des Gegners Hälfte Richtung Ball. Dass die zuletzt spielstarke Austria in der ersten Hälfte unter Dauerdruck stand und nur beim ersten Angriff gefährlich wurde, lag neben den Ausfällen vor allem an den intensiven Attacken der Rapidler.

„Das war sehr nahe an dem dran, was ich mir künftig vorstelle“, freute sich der Trainer-Debütant.

„Das war in der ersten Hälfte sehr, sehr gut und auch insgesamt erfreulich“, zeigt sich Sportdirektor Zoran Barisic im KURIER-Gespräch sogar begeistert: "Wir waren mutig und hatten das Spiel trotz des frühen Schocks immer im Griff."

Nur zwei Punkte mehr würden fehlen: „Wenn Taxi Fountas elf mal schießt, ist mit seinem Hammer normal ein Tor garantiert. So bleibt leider, dass wir wieder einmal trotz Chancen-Plus nicht gewonnen haben“, meint Barisic.

„Wir hatten keinen Zugriff und mussten in der Pause etwas anpassen“, analysierte Austria-Trainer Manfred Schmid.

Analyse vor Genk

Dass Rapid in Hälfte zwei zwar immer noch mehr Chancen als die Gäste herausspielte, aber nicht mehr so überlegen war, muss Feldhofer vor der Reise zum Europacup-Entscheidungsspiel in Genk noch genauer analysieren. Barisic kündigt an, dass auf jeden Fall wieder mutig nach vorne gespielt und verteidigt wird: "Das bleibt auch in Genk so. Wir müssen gewinnen und haben mit unserer Ausgangslage auch nichts zu verlieren."

Drei mögliche Gründe für den Rückfall in der zweiten Derby-Hälfte:

1. „Vielleicht mussten wir dem hohen Tempo Tribut zollen“, vermutet Feldhofer. Die Rapidler sind auch unter Kühbauer viel gelaufen, aber anders. Weil die Formationen weiter auseinander standen, war mehr Dauerlauf gefragt. Jetzt geht es mehr um das Ball-Jagen mit kurzen Sprints auf engem Raum. Die Umstellung braucht Zeit und Kraft.

2. „Wenn du in beide Hälften schlecht startest, geht Sicherheit verloren“, erkannte Feldhofer nach der besten Austria-Chance in Minute 46. Die Angst vor einer Pleite wächst mit dem Gedanken an den engen Kampf um die Top-6.

3. Von der Bank kam keine Verstärkung. Feldhofer wechselte vier Offensivkräfte ein, besser wurde es im Finish – anders als oftmals in der Vorsaison – dadurch aber nicht. Dieses Problem hatte schon Kühbauer beklagt.

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Keine Linken

Die Austria musste zur Kenntnis nehmen, dass sie eine junge Mannschaft hat, die bei Ausfällen doch vor Probleme gestellt werden kann. Die frühe Führung gereichte nicht zur Aufbruchstimmung, ganz im Gegenteil, kaum ein gelungener Spielaufbau war zu vernehmen. Vor allem nach dem Ausscheiden von Linksverteidiger El Sheiwi. „Wir haben gesehen, dass wir dann keinen Linksfuß mehr haben.“

Weil Kapitän Suttner im Vorfeld schon passen hatte müssen, blieb Schmid nichts anderes übrig, als Mittelfeldspieler Fischer in die Abwehr zu dirigieren. „Er kann alles spielen, ist ein echter Allrounder, daher habe ich mich dafür entschieden.“

Unruhige Veilchen

Umgekehrt fehlte der spielerische starke Fischer im Mittelfeld beim Spielaufbau, wo die Austria nur selten Ruhe ins Spiel bekam und Bälle länger in den eigenen Reihen halten konnte.

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Die Austria war diesmal das unterlegene Team, vor allem in der ersten Hälfte, und konnte daher sehr gut mit dem einen eroberten Punkt leben. Schmid zweigte sich mit der Leistung mäßig begeistert. "In der zweiten Hälfte waren wir aggressiver, haben aber einige Umschaltsituationen nicht gut genützt."