Rapid im Cup-Halbfinale: Die Gier füllt das Stadion gegen Ried
Von Alexander Huber
"Wir haben diese Gier auf einen Titel." Zoran Barisic spricht das aus, was den Ansturm auf ein Abendspiel gegen Ried an einem Mittwoch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt erklärt. Mehr als 20.000 Karten sind für das Cup-Halbfinale (20.30 Uhr, live ORF 1) gegen den Letzten der Liga abgesetzt, die Haupttribüne ist ausverkauft.
Titel mit Libero Barisic
Seit 1995 wartet Rapid auf einen Triumph im Pokalbewerb. Das ist so lange her, dass Trainer Barisic damals als Spieler beim 1:0 gegen Leoben im Prater dabei war.
„Wir haben den Cup vom ersten Spiel an extrem ernst genommen und mussten auf unserem Weg viel leiden“, betont der 52-Jährige. „Vielleicht bietet sich heuer die Möglichkeit, diesen Titel zu holen.“
Salzburg ist ausgeschieden, das zweite Semifinale bestreiten Sturm und der LASK am Donnerstag in Graz.
Die Finalstadt Klagenfurt ist bereits jetzt für die Endspielnacht am 30. April beinahe ausgebucht.
Mahnende Erinnerung
„Aber ich bin auch der große Mahner“, sagt Barisic. „Gerade was Ried und den Cup betrifft.“ Einst als Interimstrainer erlitt der Wiener im Innviertel eine seiner schlimmsten Niederlagen: Ried drehte im Mai 2011 das Semifinale im Finish von 0:1 auf ein 2:1 – im Finale im Happel-Stadion hätte mit Lustenau ein Zweitligist gewartet, Ried holte sich dann den bisher letzten Titel der Vereinsgeschichte.
In der vergangenen Saison wurde von den Cup-Spezialisten aus Oberösterreich erst das Finale gegen Salzburg verloren.
Ried hat von vier Pokalduellen mit den Hütteldorfern sogar drei gewonnen.
Historische Heimniederlage
Am Nationalfeiertag 2011 passierte überhaupt Historisches: Während Rapid in der Bundesliga gegen Ried die längste bestehende Serie des österreichischen Profifußballs hält (bisher 43 Heimspiele ohne Niederlage), gab es im Hanappi-Stadion im Cup-Achtelfinale ein 1:2 nach Verlängerung.
Und auch das bisher letzte Liga-Duell gewann Ried – das 1:0 im Oktober 2022 beendete noch direkt im Rieder Stadion die Amtszeit von Ex-Trainer Ferdinand Feldhofer.
Burgstallers Mission
„Es wird sicher nicht leicht. Geduld könnte nötig sein“, vermutet Kapitän Guido Burgstaller, der in seiner langen Karriere noch auf einen Einsatz in einem Cupfinale wartet. „Wir Spieler spüren die Chance auf einen Titel. Ich bin jetzt wieder bei meinem Herzensverein und will hier auch etwas hinterlassen.“
Der Underdog wird von Barisic nach der Übernahme durch Trainer Maximilian Senft „im Spiel leicht verändert und sehr aggressiv erwartet“.
Bei Rapid verändert sich der Kader: Die seit Jahresbeginn dauerverletzten Ferdy Druijf und Nicolas Kühn sind voll fit und als Joker ein Thema. „Sie können unserem Spiel etwas extra geben“, sagt Barisic über die Legionäre, die eigentlich als Hoffnungsträger gekommen waren.
Die Anspannung wächst, der Aufstieg ist eigentlich Pflicht. Nach den beiden enttäuschenden Niederlagen gegen die Austria (0:2) und Sturm (1:3) wird es Umstellungen geben.
Vier Gegentore wurden den Gegnern dabei direkt aufgelegt – „aber soll ich auf die Spieler draufhauen?“, fragt Barisic, der den Druck spürt.
„Wir alle sehnen uns nach dem Finale. Wir werden bereit sein. Unser letztes Heimspiel war ein Entscheidungsspiel um die Top 6. Und wir haben es gewonnen.“