Sport/Fußball

Wacker-Präsident Kevin Radi im Abseits: "Schade um die Zeit"

Es ist nicht überliefert, welcher Teufel Kevin Radi geritten haben muss, vor wenigen Monaten das Präsidentenamt beim FC Wacker Innsbruck anzutreten. Wohlgemerkt aus freien Stücken und ohne irgendeinen Zwang. Und zu einem Zeitpunkt, als sich der Traditionsverein bereits in einer finanziellen Schieflage befand und landauf landab ein Tenor herrschte: Hände weg von diesem Klub, wer sich nicht die Finger verbrennen will!

Es mag Kevin Radi ehren, dass er sich in einer bereits schier ausweglosen Situation diese Herkulesaufgabe zugetraut hat. Allerdings ist der Grat zwischen Übermut und Naivität ein sehr schmaler, wie sich gezeigt hat. Aus dem selbstbewussten Funktionär, der bei seinem Amtsantritt für die Schwarz-Grünen noch das Blaue vom Himmel versprochen hatte, sei binnen weniger Wochen ein gebrochener Mann geworden, wie es ein Teilnehmer des Krisengipfels am Dienstag im Landhaus formulierte.

Schon vor diesem Treffen im Beisein von Fußballverbands-Präsident Josef Geisler und hochrangiger Politiker, von Sportlandesrat Josef Geisler - kein Vertippsler, der heißt wirklich wie der Verbandschef und kommt wie der andere Josef Geisler aus dem Zillertal - über Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi bis hin zu Sportstadträtin Elisabeth Mayr, hatten der FC Wacker und seine letzten verbliebenen Funktionäre ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.

Das Gespräch am Dienstag hat diesen Eindruck nur noch einmal verstärkt. "Schade um die Zeit", sei es gewesen, meinte Verbandschef Josef Geisler gegenüber dem ORF. Kevin Radi hätte sich nur in Widersprüche verstrickt und mehr schwadroniert, als konkrete Zahlen und Lösungen zu präsentieren. 

In einer Presseerklärung auf der Wacker-Homepage ließ der Präsident dies dementieren. Entgegen einigen Medienberichten wurden sämtliche Zahlen, offene Posten und ein Finanzforecast bis zum Saisonende, sowohl für die FC Wacker Innsbruck GmbH als auch für den Verein zur Gänze offengelegt, wurde da verlautbart.

Dem gegenüber stehen die Eindrücke der übrigen Teilnehmer des Gesprächs. Die Rettung der FC Wacker GmbH scheint mittlerweile aussichtslos, der Kraftakt der Politiker gilt dem Überleben des Vereins FC Wacker. Nur wenn über den Verein kein Insolvenzverfahren eröffnet wird, kann Wacker in der nächsten Saison der Neustart in der Regionalliga gelingen.

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Man muss kein Prophet sein, dass der Präsident dann nicht mehr Kevin Radi heißen wird. Der 33-Jährige agiert in diesem Amt nicht gerade glücklich, um es einmal wohlwollend zu formulieren. Die Fans haben erst dieser Tage eine Petition gestartet und fordern den Rücktritt des Präsidenten. 2.000 Wacker-Sympathisanten sind diesem Aufruf bereits gefolgt.

Wieso wird so jemand in turbulenten Zeiten wie diesen Wacker-Präsident? Warum, um alles in der Welt, lässt sich jemand freiwillig auf dieses Himmelfahrtskommando ein? Diese Frage stellt sich so mancher Beteiligter des Krisengipfels am Dienstag.

Eine kleine Erklärung lieferte Kevin Radi, als im Gespräch mit den Politikern der angebliche Investor aus Stuttgart zum Thema wurde. Nicht nur die Teilnehmer des Gipfels fragen sich: Was treibt jemanden aus Deutschland in Zeiten wie diesen (Pandemie, Ukraine-Krieg) an, einem desolaten österreichischen Zweitligisten finanziell unter die Arme zu greifen?

Es geht offensichtlich um Immobilien, ist ein Teilnehmer nach dem Treffen mit Kevin Radi überzeugt. Der deutsche Investor hätte vor allem in Immobilien in Innsbruck investieren wollen, der FC Wacker sei dabei nur im Abseits gestanden.

Zwangsläufig werden da Erinnerungen an einen früheren Geldgeber des FCW aus Hamburg wach, der vor einem Jahr Pläne eines Tivolistadions aus Holz präsentierte.

Wo dieser Doppelpass geendet hat, ist bekannt.

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