Sport/Fußball

"Weil sie alle Verräter waren": Leben und Tod der Super League

Die Super League ist nach Meinung von Real Madrids Präsidenten Florentino Perez noch nicht gescheitert. "Da liegen sie komplett falsch", sagte er in Richtung der Kritiker, die das Projekt für erledigt ansehen, in einem am frühen Donnerstagvormittag ausgestrahltem Radio-Interview von SER. Er denke nicht, dass die anderen Klubs die Super League verlassen haben. "Es ist klar im Vertrag verankert, dass du nicht gehen kannst", betonte Perez.

Auch Barcelona-Boss Joan Laporta sprach sich energisch für die Einführung des neuen europäischen Wettbewerbs aus. "Die Super League ist nötig. Es ist absolut nötig, dass wir große Klubs, die einen beträchtlichen Teil der Ressourcen beitragen, auch ein Wort mitreden bei der Verteilung der Einnahmen", sagte Laporta dem katalanischen Fernseh-Sender TV3. Der Plan sei noch auf dem Tisch. "Er existiert"

Juve-Boss Andrea Agnelli hatte dagegen am Mittwoch auf die Frage, ob man das Projekt jetzt noch fortsetzen könne, geantwortet: "Um ehrlich und aufrichtig zu sein, nein, das ist offensichtlich nicht der Fall." Klar ist jedenfalls Agnelli und die Verantwortlichen der anderen Klubs mussten einiges an Kritik und Wut einstecken. Und auch die Medien fanden nach dem desaströsen Super-League-Kapitel klare Worte.

ENGLAND

  • The Guardian:

"Die Saat des Untergangs kam früh, als sich die Feinde der Abspaltung häuften und die Geheimhaltung des Projekt untergrub. Als die letzten Vereine aus dem schwelenden Wrack der Europäischen Super League krochen, dem 4,5-Milliarden-Pfund-Wettbewerb, der versprach, den Fußball auf den Kopf zu stellen, nur um innerhalb von 50 Stunden einzustürzen und zu verbrennen, ging es mit den Schuldzuweisungen los. Insider berichteten von einer katastrophalen PR-Strategie, von kleinen Erdbeben innerhalb der Klubs, und von den zwölf Klubs, die unfähig waren, ihre Botschaft im Sturm der Entrüstung - von Fans, Regierungen und Fußballverbänden - zu vermitteln. 'Es war, als würde man in einen Hurrikan schreien', sagte eine wichtige Super-League-Quelle."

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  • The Sun:

"Während die Big Six (Liverpool, Chelsea, Arsenal, Tottenham, Manchester City und United, Anm.) den demütigenden Rückzug aus dem Super-League-Debakel anführten, sind sie noch immer davon überzeugt, dass eine Reform der Premier League unabdingbar ist. Ganz oben auf der Liste der Pläne, die aktiv diskutiert werden, steht ein Angebot an die beiden Giganten von Glasgow (Celtic und Rangers, Anm.), südlich des Hadrianswall zu spielen."

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SPANIEN

  • ABC:

"Während der letzten 72 Stunden wurde in der Welt des Fußball kein einziges Spiel gespielt, an das man sich in einem Jahrhundert noch erinnern wird, aber es gibt Spiele, die nicht auf einem Platz und vor vollen Tribünen gespielt werden müssen, damit das passiert in der Lieblingssportart des Planeten. Die Super League ist das beste Beispiel dafür."

  • El Pais:

"Leben und Tod der Super League. Der große Bewerb, der den Fußball revolutionieren sollte, übersteht nur drei Tage, bis er unter dem sozialen Druck und durch den Kulturschock, der in diesem Modell steckt, kollabiert."

DEUTSCHLAND

  • Die Welt:

"Gehöriger Imageschaden für die Möchtegern-Rebellen. Mit einer elitären Super League wollten zwölf Klubs den Fußball aufmischen. Doch binnen 50 Stunden ist das Projekt gescheitert."

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  • Süddeutsche Zeitung:

"Es darf gelacht werden. Ene, mene, muh - und raus bist du! Der alte Kinderauszählreim liefert den perfekten Sinnspruch für die Super League der weltgrößten Fußballklubs. Angsteinflößend war sie nur vorübergehend: Geboren am 18. und beerdigt am 20. April 2021. Wann haben sich Sportfunktionäre jemals ein flotteres K.o.-System ausgedacht?"

  • Berliner Morgenpost:

"Krachendes Eigentor. Europas Spitzenfußball hat sich mit dem Scheitern der Super League selbst entlarvt. Die Probleme aber bleiben."

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ITALIEN

  • La Repubblica:

"Am Ende war keiner mehr übrig. Weil sie alle Verräter waren. UEFA-Präsident (Aleksander) Ceferin musste entdeckten, dass er 'eine Schlange' in seinem Haus hatte, Andrea Agnelli, der den Patenonkel seiner eigenen Tochter (...) verraten hatte. Im Gegenzug wurde er von denselben Leuten verlassen, mit denen er glaubte, eine 'Blutsfreundschaft' geschlossen zu haben, aber es war dann doch nur rote Tinte und bloß nett. Schon ganz früh hat Manchester City dabei United verraten; dann verrieten die Engländer alle zusammen die Italiener und die Spanier (...)."

AUSTRALIEN

  • Sydney Morning Herald:

"Sogar während sie unter dem Gewicht ihrer eigenen atemberaubenden Arroganz zusammenbricht, ist das Deprimierendste an der europäischen Super League, dass sie funktioniert hätte. So laufen diese Spielchen im Allgemeinen ab. Intuitiv betrachtet war alles an ihr falsch. Sie hätte die Reichen weiter privilegiert und die Armen weiter gefährdet. Es wurde auf den Gefühlen der Fans herumgetrampelt. Und es wurde jeder Idee einer Meritokratie ans Bein gepinkelt. (...) Hier ging es natürlich nicht um den Besten. Es ging um den Größten, den Reichsten, den Arrogantesten. Es ging nicht darum, was Sinn macht, sondern um Dollars. Und Dollars haben kein Gewissen, keine Loyalität und kein Herz. (...) Die größte Bedrohung für die zwölf waren sie selbst, indem sie sich gegenseitig darin überboten haben, ruinöse Löhne und Transfergebühren zu zahlen. Nein, da war es besser, ein Kartell zu bilden."