Ladies first: Die Damen sorgen für tolle Spiele und TV-Quoten
Die Damen sorgen für Furore. Die Fußball-WM in Frankreich kann sich absolut sehen lassen, wie auch das Halbfinal-Duell zwischen den USA und England bestätigte. Es war Fußball auf höchstem Niveau, mit viel Spannung, schönen Toren und hohem Tempo. Und kein Hollywood-Regisseur hätte den Dienstagabend besser für die Weltmeisterinnen aus den USA inszenieren können.
Am Sonntag im Finale in Lyon wollen sie ihren Titel erfolgreich verteidigen und den vierten WM-Coup perfekt machen. „Wir haben im gesamten Turnier gezeigt, dass wir eine Einheit sind. Dieser Moment ist unglaublich“, schwärmte Alex Morgan, die nach Toren von Christen Press (10.) und dem zwischenzeitlichen 1:1 von Ellen White (19.) in der 31. Minute das Siegtor zum 2:1-Triumph gegen England markierte.
Erst nachdem die fünfte Endspiel-Teilnahme ihres Teams bei einer Frauen-WM feststand, lüftete die 52-jährige Trainerin Jill Ellis das bis zum erlösenden Schlusspfiff gehütete Geheimnis. Warum saß US-Star Megan Rapinoe nur auf der Bank? Dass die rebellische Frontfrau, die am Freitag 34 Jahre alt wird, in der Startelf fehlte und sich nicht einmal mit ihren Teamkolleginnen aufwärmte, hatte für helle Aufregung und wilde Spekulationen gesorgt. Die Auflösung war dann simpel. Rapinoe hatte leichte Oberschenkelprobleme, und Ellis wollte mit Blick auf das siebente Turnierspiel kein Risiko eingehen.
Im Bilde
Der Frauen-Fußball erlebt seit einigen Jahren eine Diskrepanz zwischen dem Liga-Alltag und großen Events wie Europameisterschaft und Weltmeisterschaft, vor allem in Deutschland. In der abgelaufenen Saison verirrten sich im Schnitt nur 833 Zuschauer zu einem Liga-Spiel. Meister Wolfsburg locke im Schnitt immerhin 1840 Fans an, der FC Bayern München lediglich 667.
Ein ganz anderes Bild gibt das Fernsehen ab, die Zahlen sprechen bei dieser WM wieder deutlich für den Frauenfußball (siehe Grafik oben). Das Halbfinale zwischen den USA und England verfolgten im Stadion von Lyon 53.000 Zuschauer.
Beim Ausscheiden der deutschen Mannschaft im Viertelfinale gegen Schweden waren fast sechs Millionen Fans vor dem Fernseher im Bilde, was einen Marktanteil von 33,5 Prozent ergab. Interessant ist der Fakt, dass deutlich mehr Männer als Frauen die Darbietungen der deutschen Mannschaft verfolgten.