Kroatien wirft Brasilien aus der WM: Der Held stand im Tor
Neymar ist jetzt auf Augenhöhe mit Pelé. Der aktuelle Superstar erzielte im Viertelfinale gegen Kroatien das 77. Länderspieltor seiner Karriere. Auch die 82-jährige Fußballlegende hat es auf so viele Tore im Teamdress gebracht. 105 Minuten waren gespielt. Neymar holte sich den Ball aus dem Mittelfeld, spielte sich mit zwei Doppelpässen in den Strafraum, wurde dort von Borna Sosa nur halbherzig attackiert und bezwang Tormann Livakovic, der seine Kroaten mit tollen Paraden so lange im Spiel gehalten hatte.
Aber es war nicht das Goldtor, denn die Kroaten gaben nicht auf. Orsic ging links durch, sein Zuspiel traf Petkovic nicht perfekt, aber doch so gut, dass Brasiliens Tormann Alisson Becker nicht ran kam, weil Marquinhos den Ball abgefälscht hatte (117.).
Das Elfer-Drama
Die Kroaten retteten sich ins Elferschießen – ein gutes Zeichen für sie: Vor vier Jahren kamen sie mit drei Siegen im Elferschießen bis ins Finale. In Katar hatten sie im Achtelfinale bereits Japan im Elferschießen ausgeschaltet. Tormann Livakovic hatte da drei Mal gehalten. Auch gegen Brasilien hielt er gleich den ersten Schuss von Rodrygo. Weil Valsic, Majer, Modric und Orsic trafen, war der Aufstieg sicher, nachdem Marquhinos nur die Stange getroffen hatte.
Zlatko Dalic (Kroatien-Teamchef): „Das ist nur für die Menschen in Kroatien. Es war ein großartiges Spiel von der ersten bis zur letzten Minute. Wir haben den großen Favoriten ausgeschaltet. Das ist aber nicht das Ende für uns, wir müssen so weitermachen. Jeder hat sein Bestes gegeben. Danke auch an alle auf der Bank, die auch mit diesem Nationalteam mitleben.“
Dominik Livakovic (Kroatien-Torhüter): „Zuallererst sind wir erfahren und wir sind als Kämpfer erzogen worden. Wir scheuen keine Mühen, wir geben unser Bestes. Und das ist das Erfolgsrezept.“
Thiago Silva (Brasilien-Kapitän): „Das ist ganz schwierig, man hat keine Worte. Das tut sehr weh. Ich hätte gern den Pokal in die Höhe gehalten. Es war einfach unglücklich und es ist wahnsinnig schwer. Aber wir schauen nach vorn und stehen wieder auf.“
Brasilien war weit weg von der Leistung, die bei der Achtelfinal-Gala gegen Südkorea gezeigt worden war. Erst nach der Pause tat sich etwas. Raphinha drang rechts in den Strafraum ein, bediente Vinicius und der brachte die Kugel auf Livakovic. Der Keeper bekam gerade noch so einen Fuß dran (47.). Dann wurde ein Schuss von Neymar geblockt, der Ball kam zu Vinícius Júnior, dessen Abschluss schlecht war (48.).
Über die erste Halbzeit konnte man getrost den Mantel des Schweigens breiten. Wie schon gegen die Schweiz im Gruppenspiel taten sich die Brasilianer gegen einen tief stehenden Gegner schwer, zumal die Kroaten auch recht robust zu Werke gingen. Im Gegensatz zu den Schweizern hatten die Kroaten aber zumindest eine gute Möglichkeit: Rechtsverteidiger Juranovic nahm Tempo Richtung Zentrum auf, spielte auf rechts zu Pasalic. Juranovic und der ebenfalls eingelaufene Perisic kamen nach dessen Stanglpass aber nicht richtig an den Ball (13.).
Kurz später folgte die erste schöne Aktion der Brasilianer. Neymar auf Vinícius Júnior, der zur Mitte zog und nach Doppelpass zum Abschluss im Strafraum kam. Doch der Ball wurde geblockt (22.). Angesichts der Fadesse war es bemerkenswert, dass Teamchef Tite jene elf Spieler auf das Feld geschickt hatte, die am Montag Südkorea an die Wand gespielt und zur Pause schon 4:0 geführt hatten. Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic hingegen reagierte auf 120 anstrengende Minuten gegen Japan und brachte zumindest zwei neue Kräfte in die Startelf. Sosa kam als Linksverteidiger für Barisic, und im Angriff ersetzte er Petkovic durch Pasalic.
Nach Seitenwechsel blieb Brasilien die aktivere und bessere Mannschaft. Nach Zuspiel von Richarlison hatte Neymar die beste Chance, doch Livakovic rettete (77.).
Livakovic überragend
Die nächste Möglichkeit hatte wieder Brasilien, diesmal kam der Ball etwas glücklich zu Paquetá. Und wieder war es der beste Kroate, der den Rückstand verhinderte – Tormann Dominik Livakovic (66.). Der war auch zur Stelle, als Neymar nach Richarlison-Pass die nächste Torchance vorfand (76.). Dem Goalie mussten es die Kroaten danken, dass sie in die Verlängerung durften. Aber dann kam der Geniestreich von Neymar – gegen den nicht einmal Livakovic etwas tun konnte (106.). Aber nach dem Ausgleich von Petkovic durfte der Goalie seine Fähigkeiten auch im Elferschießen zeigen.