Sport/Fußball

Italien erfüllt sich EM-Titeltraum: "Niemand hat an uns geglaubt"

Drei Jahre ist es erst her, als der italienische Fußball völlig darnieder lag. 2018 konnte sich die Squadra Azzurra nicht für die WM in Russland qualifizieren und erntete in der Heimat nur Hohn und Spott. Von einer „Apokalypse“ sprach der italienische Verbandspräsident Tavecchio seinerzeit.

Als Roberto Mancini damals das Nationalteam übernahm, lag der italienische Fußball am Boden. In den drei Jahren hat Mancini die Squadra Azzurra nicht nur wieder zum Erleben erweckt, er hat ihr auch ein neues Credo eingehaucht. Weg vom Catenaccio alter Prägung, hin zu einem modernen und attraktiven Stil, der bei dieser EM allerseits gewürdigt wurde.

Genugtuung

„Mir fehlen einfach die Worte, die Spieler waren herausragend“, sagte Roberto Mancini am Sonntag in London und dabei rannen ihm die Tränen über die Augen. Zumal sich auch für ihn persönlich der Kreis schließt: 1992 hatte Mancini als Stürmer von Sampdoria Genua im Wembley-Stadion das Champions-League-Finale gegen Barcelona verloren, 2013 verlor er dort gegen Wigan den FA–Cup und seinen Job beim Manchester City. Nach Mitternacht verließ er die Stätte als Sieger.

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Roberto Mancini hat Italiens Team einem Facelifting unterzogen. Das neue Gesicht von Italien ist erfrischend anders als jene Teams, die für die früheren großen Erfolge verantwortlich waren. Der ehemalige Topstürmer experimentierte in den vergangenen Jahren viel, testete knapp 80 Spieler und scherte sich einen Dreck um die alten Traditionen.

"Ein unglaublicher Traum"

Er wolle eine erfrischenden, offensiven und modernen Fußball sehen, predigte Roberto Mancini stets und schickte seine Mannschaft mit einer neuen Einstellung aufs Feld, die völlig unitalienisch wirkte.

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Trotzdem war es dann an einem Spieler aus den hinteren Reihen, den historischen Erfolg einzufahren. Gianluigi Donnarumma wurde am Ende zum besten Spieler dieses Turniers gewählt. Der Jungstar im Tor der italienischen Nationalmannschaft wurde im Elfmeterschießen zum Helden und sicherte mit seinen Paraden der Mannschaft den Titel. „Niemand hat an uns geglaubt“, meinte der Torhüter, der im Sommer von Milan zu Paris SG wechselt, "Es ist ein unglaublicher Traum, Burschen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir haben Geschichte geschrieben."

Und Verteidiger Leonardo Bonucci jubelte: "Wir haben es wirklich geschafft. Unglaublich. Unglaublich. Es ist wirklich unglaublich. Wenn ich daran denke, wo wir angefangen haben: Ganz unten. Dann kamen die richtigen Leute, um von dort wieder rauszukommen. Wir müssen uns beim Trainer bedanken, beim Präsidenten, bei der Mannschaft, bei der Mannschaft hinter der Mannschaft. Dieser Pokal ist der Verdienst von allen, Verdienst einer großen Nation."