Das EM-Märchen geht weiter: Dänemark zieht ins Halbfinale ein
Keine fünf Minuten waren in Baku gespielt, da hatten die Tschechen schon zwei Dinge, über die sie sich ärgern mussten. Über den Schiedsrichter zum einen und über sich selbst zum anderen. 4:51 Minuten waren gespielt, als Dänemarks Thomas Delaney nach einem Eckball, statt dem es einen Abstoß hätte geben müssen, hochstieg und zum 1:0 für die Skandinavier einköpfelte. Völlig freistehend, von den Tschechen total übersehen im Zuge einer gut einstudierten Eckball-Variante der Dänen.
TSCHECHIEN – DÄNEMARK 1:2 (0:2)
Tore: 0:1 (5.) Delaney, 0:2 (42.) Dolberg, 1:2 (49.) Schick.
Gelbe Karten: Krmencik, Kalas.
Tschechien: Vaclik - Coufal, Celustka (65. Brabec), Kalas, Boril – Holes (46. Jankto), Soucek – Masopust (46. Kremencik), Barak, Sevcik (79. Darida) – Schick (79. Vydra).
Dänemark: Schmeichel - Christensen, Kjaer, Vestergaard - Stryger Larssen (71. Wass), Hojbjerg, Delaney (81. Jensen), Maehle - Braithwaite, Dolberg (59. Poulsen), Damsgaard (60. Norgaard).
Ein frühes Tor, dass schon wieder die halbe Miete war auf dem Weg ins Halbfinale für das Team der Herzen bei dieser Europameisterschaft, das den Titel nun für Christian Eriksen holen will, von dem es am Samstag die nächste positive Nachricht gab. Der Inter-Mailand-Star, der zum EM-Auftakt gegen Finnland deinen Herzstillstand erlitten hatte, tauchte lachend auf einem Foto mit einem elfjährigen Fan auf, das an einem dänischen Strand geschossen wurde.
Unveränderte Elf
Bei den Dänen hatte Trainer Kasper Hjulmand auf jene Anfangsformation vertraut, die Wales im Achtelfinale souverän mit 4:0 bezwungen hatte. Und nach dem frühen Führungstor konnte diese Elf die Tschechen etwas kommen lassen und selbst auf Konter lauern. Österreichs Nachbarn kamen auch und spielten durchaus gefällig, so richtig zwingend wurde man aber kaum. Die beste Möglichkeit leitete Dänemarks-Keeper Schmeichel mit einem Fehlpass ein, rettete dann aber selbst gegen Holes (22.).
Und so legte der Favorit kurz vor der Pause nach der vielleicht schönsten Torvorlage bei dieser EM nach. Maehle hatte von links im vollen Lauf lässig mit dem rechten Außenrist zur Mitte geflankt. Die g’schlapfte Hereingabe fand Kasper Dolberg, der volley mit dem Innenrist keine Mühe hatte – 2:0 (42.).
Die Entscheidung? Mitnichten. Ein schnelles Anschlusstor nach der Pause machte die Partie wieder heiß. Wieder war es ein Volleytor, diesmal nach einer Flanke von rechts. Patrik Schick erzielte sein fünftes Tor bei dieser EM und zog dabei mit Karim Benzema, Emil Forsberg und Romelu Lukaku gleich. Die drei waren zu diesem Zeitpunkt aber bereits ausgeschieden.
Der Spielcharakter blieb unverändert, die Partie kurzweilig. Schmeichel bewahrte Dänemark bei einem Freistoß vor dem Ausgleich, auf der anderen Seite hatte Joker Poulsen das 3:1 auf dem Fuß. Und es floss zwei Mal Blut nach harten, unglücklichen aber nicht unfairen Luftkämpfen. Ein sechstes Tor sollte Schick nicht mehr gelingen, der Stürmer musste zehn Minuten vor dem Ende leicht angeschlagen hinaus.
Topchance
Maehle hatte nach herrlicher Kombination über Poulsen die beste Chance im Spiel, hätte sogar aufspielen können und scheiterte schließlich an Goalie Vaclik. Und damit mussten die dänischen Fans zittern bis zum Schluss. Doch sie sahen, wie ihre Mannschaft den Strafraum geschickt verbarrikadierte mit ihrer Fünferabwehrkette. Tschechien kam in der Schlussphase nur noch zu einem Weitschuss – die Dänen stehen erstmals seit ihrem Triumph 1992 wieder in einem EM-Halbfinale.