EM-Finalfazit: Spaniens Mut und Englands Horror-Statistik
Von Marc Janko
Als neutraler Fußball-Fan darf man zufrieden sein mit dem Ausgang des Finales. Spanien ist ein hochverdienter Europameister – nicht nur aufgrund der 90 Minuten im Berliner Olympiastadion, sondern auch wegen des Auftretens in den sechs EM-Spielen davor.
Mit den Spaniern hat auch das attraktive und mutige Spiel gesiegt. Das ist eine schöne und nicht selbstverständliche Erkenntnis dieser Endrunde.
Es hätte sich nicht richtig angefühlt, wäre England noch irgendwie in die Verlängerung gekommen und dann dort vom Spielglück geküsst worden. Hoffnung haben durften die englischen Fans wirklich nur in jenen fünf bis zehn Minuten nach dem Ausgleichstreffer. Schon kurz danach verfiel die Mannschaft wieder in ihre Passivität.
Verheerende Statistik der Engländer
Diesen Eindruck untermauert auch die Statistik. Bei den „Expected Goals“, also jenem Wert, der angibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass aus einer Torchance tatsächlich ein Treffer wird, lagen die Stars rund um Harry Kane unter den 24 Endrundenteilnehmern nur an 21. Stelle. Eine verheerende Bilanz für einen Finalisten.
Nicht einmal die verletzungsbedingte Auswechslung von Spaniens Mittelfeldstrategen Rodri zur Halbzeit konnte etwas an der Dynamik des Spiels ändern. Es freut mich, dass der Manchester-City-Profi zum Spieler dieses Turniers gekürt wurde. Die zentralen Mittelfeldspieler sind oft das Herz ihrer Mannschaften, stehen aufgrund ihrer Spielanlage aber viel zu selten im Rampenlicht.
Apropos Rampenlicht: Es mag nicht die EM der großen Superstars gewesen sein. Dafür war es die EM des Teamgeists. All jene Nationen, bei denen ein besonderer mannschaftlicher Zusammenhalt auf dem Feld spürbar war, konnten überzeugen oder zumindest überraschen. Das traf etwa auf Österreich oder Georgien zu, aber ganz klar auch auf den neuen Europameister.
Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 41-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.
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