Sport/Fußball

Finnen haben Russland und "nächste Meilensteine" im Kopf

Auch wenn der 1:0-Auftaktsieg vom dramatischen Kollaps des dänischen Stars Christian Eriksen überschattet war, darf Finnland mit viel Optimismus in das nächste Gruppenspiel am Mittwoch gegen Russland gehen. Mit einem "Dreier" in St. Petersburg stände der Fußball-EM-Debütant im Achtelfinale, wenn Dänemark einen Tag später maximal Unentschieden gegen Belgien spielt. Für den Coup muss aber der erste Sieg über die Russen seit fast 109 Jahren her.

2:1 besiegten die Finnen Russland am 30. Juni 1912 bei den Olympischen Spielen. Es war die Länderspielpremiere der Russen, deren Kaiserreich zum damaligen Zeitpunkt das Großfürstentum Finnland noch angehörte. Über 80 Jahre standen sich die beiden Teams dann nicht mehr gegenüber, seit 1995 kassierten die Finnen in vier Partien ebenso viele Niederlagen.

Finnland lauert auf Konter

"Als wir dieses Turnier gestartet haben, hatten wir einen Traum. Der Sieg gegen Dänemark war der erste Meilenstein. Und wir haben die nächsten Meilensteine schon im Kopf", sagte Trainer Markku Kanerva am Dienstag in St. Petersburg. "Wir freuen uns auf das Spiel morgen. Wir haben aus dem Dänemark-Spiel großes Selbstvertrauen gezogen und glauben, dass wir morgen genauso erfolgreich sein können." Neuerlich darf man sich eine defensive finnische Truppe erwarten, die auf Konter lauert.

Das funktionierte auch am Samstag, als Dänemark nach der Unterbrechung und dem Bangen um den inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung befindlichen Eriksen dank eines Treffers von Joel Pohjanpalo mit 1:0 bezwungen wurde. "Wir freuen uns, dass es Christian Eriksen wieder besser geht. Und wir werden diese Bilder auch nach dem Turnier niemals vergessen", sagte Kanerva. "Das Dänemark-Spiel war eine große Herausforderung - in jeder Hinsicht. Wir haben uns gut davon erholt."

Russland unter Druck

Die Russen warten bereits seit sechs EM-Spielen auf einen Sieg, zuletzt schaffte man 2012 in der Gruppenphase ein 4:1 gegen Tschechien, immerhin erreichte die "Sbornaja" 2018 das WM-Viertelfinale. Nun unterlagen die Mannen von Stanislaw Tschertschessow beim Auftaktspiel gegen Belgien verdient mit 0:3 und stehen damit schon schwer unter Druck. "Es war traurig" befand Mario Fernandes über die Atmosphäre im russischen Team nach Spiel eins. "Jetzt passt die Stimmung wieder."

Das scheint auch dringend notwendig, will man das Ruder noch herumreißen. "Wir müssen die dummen Fehler abstellen, die wir gegen Belgien gemacht haben, die Mängel in unserem Spiel eliminieren und schneller denken", forderte Mittelfeldmann Roman Sobnin. Alexej Mirantschuk erwartete ein Geduldsspiel. Die Finnen seien es gewöhnt, zu verteidigen und auf Konter zu gehen. "Wir müssen Druck ausüben, damit sie das nicht schaffen. Wir müssen geduldig sein", erklärte der Mittelfeldakteur.

Indes droht dem erfahrensten Spieler der Russen das EM-Aus. Verteidiger Juri Schirkow verletzte sich gegen Belgien am rechten Knie und musste ausgetauscht werden. "Ich fürchte, dass wir ihn für das ganze Turnier verloren haben", sagte Tschertschessow über den 37-Jährigen.