Sport/Fußball

Fußball in Zeiten des Ukraine-Krieges: Ablenkung vom Inferno

Wladimir Putins Lieblingstruppe besiegt ihre Gegner reihenweise. Zenit St. Petersburg wird auch im Kriegsjahr überlegen Meister werden. Aber international im Out sein. Denn Europas Fußball-Union schloss bereits vor ihrem Wiener Kongress alle russischen Teams von den internationalen Bewerben aus.

Am Mittwoch tagt Europas Fußball-Union nicht in ihrem Glaspalast am Genfersee, sondern im Wiener Messezentrum.

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Verglichen zur FIFA gilt die UEFA, seit der slowenische Anwalt Aleksander Ceferin Präsident ist, als seriös. Wenn auch als zuweilen recht eigen. So bekam RB Leipzig von ihren Vorschriften-Sheriffs einen scharfen Verweis. Weil man beim Europa-League-Semifinal-Hinspiel gegen die Rangers in die Rasenmarkierung beim Mittelkreis das Friedenssymbol hatte integrieren lassen.

Der Krieg beschäftigt die UEFA-Granden sicher auch bei ihrem Wiener Kongress. Kann Schottland – Ukraine, das im März verschobene Play-off-Spiel um die WM-Teilnahme, am 1. Juni stattfinden? Werden die Ukrainer überhaupt eine schlagkräftige Elf zusammenbringen? Fragen, die so schrecklich unbedeutend wirken angesichts des Leids von Lwiw bis Mariupol. Jedoch:

Fußball kann als Ablenkung dienen. Das war auch 1945 in Wien so – als sich der Himmel überm südlichen Stadtrand schon rot färbte durch russisches Geschützfeuer, während auf dem WAC-Platz im Prater gegen die Austria noch gekickt wurde. Der damalige WAC-Verteidiger Otto Fodrek, der später bei Hugo Portischs TV-Serien als Zeitzeuge mitarbeitete, erzählte noch als 90-Jähriger ...

... wie von den Zuschauern (großteils Frauen und Versehrte) sogar Eintritt verlangt, wie das Spiel immer wieder wegen Fliegeralarms unterbrochen, wie bei 6:0 für WAC noch um Eckbälle gestritten worden war.

Am 13. April 1945 kapitulierte die Wehrmacht in Wien. Der 9. Mai bedeutete das allgemeine Kriegsende. Den morgigen 77. Jahrestag droht Wladimir Putin mit Bomben und Granaten zu zelebrieren.