Sport/Fußball

Austria bejubelt Rang drei, Rapid zittert um den Europacup

Ekstase und Glückseligkeit in Violett herrschten am Sonntag ab 18.49 Uhr in Wien-Favoriten. 14.300 Zuschauer feierten ein 4:2 über Sturm Graz und die Teilnahme am kommenden Europacup. „Die Nummer 1 in Wien sind wir“ sang man in Richtung Wiener Westen und bejubelte den fulminanten Abschluss einer Saison, in der man vor allem sich selbst überraschte.

Sch...-Jahr

Austria-Trainer Manfred Schmid hatte vor der Saison prophezeit, es könnte ein „Sch...-Jahr“ werden. Wie gut für ihn, dass er sein Geld nicht mit Vorhersagen verdient. Die Austria, für viele sogar ein Kandidat für den Abstiegskampf, spielte sich letztlich bis auf Rang drei und steigt im Sommer in den Play-offs für die Europa League ein. Im schlechtesten Fall nimmt man an der Gruppenphase der Conference League teil.

Tollhaus

Es war endlich wieder etwas los in Wien-Favoriten. Am Verteilerkreis ging es schon zwei Stunden vor dem Anpfiff rund, in Violett-Weiß gewandete Menschen, wohin man blickte. Die Austrianer sorgten für eine prickelnde Stimmung in der Generali Arena, wie man sie schon lange Zeit nicht mehr erlebt hatte. Die Legenden Markus Suttner und Alexander Grünwald wurden von den Fans gebührend mit einer schönen Choreografie verabschiedet.

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Zwei Austrianer wurden geehrt, Patrick Pentz zum Tormann der Saison, Matthias Braunöder zum Shootingstar, Sturms Jakob Jantscher zum Spieler der Saison. Auch ihm wurde fair applaudiert. Einem tollen Fußballfest stand nichts mehr im Wege.

Die Austria war von Beginn an um die Kontrolle im Spiel bemüht, die Körpersprache drückte den klaren Willen, die nötigen drei Punkte zu erobern. Aus einer Standardsituation gingen die Wiener in Führung.

Es war quasi ein Abschiedsgeschenk zweier Spieler: Suttner mit der Ecke, Martel, der ebenfalls die Austria verlässt, sorgte mit Köpfchen für das viel umjubelte 1:0 (21.). Die Austria legte nach, wollte mit einem weiteren Treffer die Nerven weiter beruhigen. Doch die begannen zu flattern, als Jantscher, der Ausgezeichnete, eine Flanke aus kurzer Distanz zum 1:1 verwertete.

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Danach wurde es turbulent. Sturm-Goalie Siebenhandl kam nur zögerlich auf einen langen Ball hinaus, er konnte Fischers Heber nur noch mit den Fingerspitzen ins eigene Tor lenken (29.).

Fulminantes Finish

Auch nach der Pause blieb man initiativ und kampfeslustig. Sturm blieb daran und vermittelte das Gefühl, jederzeit gefährlich werden zu können. Vor allem bei Standardsituationen wirkten die Wiener nicht immer sattelfest. Standing Ovation gab es dann für Grünwald, an seiner Stelle sollte Fitz neuen Schwung bringen. Die Austria kam in dieser Phase nicht mehr wie gewünscht in die Zweikämpfe, traf im Spielaufbau vermehrt falsche Entscheidungen. Aber im Finish zeigte man sich hellwach und fixierte den dritten Platz.

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In der 72. Minute kam der Moment der Joker: Djuricin legte den Ball für Fitz auf, der traf von der Strafraumgrenze genau ins lange Eck zum 3:1. Es folgten Standing Ovation bei Suttners Auswechslung und kurz danach der frenetische Jubel beim 4:1 durch Keles (84.). Das 2:4 durch Sarkaria wurde ignoriert.

Nach dem Schlusspfiff stieg die Party. Vor allem Trainer Schmid darf sich freuen, dass er seine Prophezeiung mit guter Arbeit ins Abseits gestellt hat.

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Rapid steht im Eck

Rapid droht derweil der komplette Absturz: Dem WAC reichten zwei perfekte Minuten, um die Wiener mit einem 2:1 auf Rang fünf zu verdrängen. Die Grünen müssen ins Europacup-Play-off, gegen WSG Tirol oder gar den LASK mit Ex-Trainer Kühbauer.

Wie schon üblich geworden hatte Rapid-Trainer Feldhofer umplanen müssen: Arase verpasste sein letztes Match vor dem Transfer wegen Zahnschmerzen. Stojkovic ist nicht fit geworden.

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Ganz anders beim WAC, der lediglich den gesperrten Taferner durch Peretz ersetzt hatte. Der Israeli musste aber noch in der ersten Hälfte raus, weil Rapid drückend überlegen war und von der gewohnten Wolfsberger Spielkultur nichts zu sehen war.

Im 3-4-1-2 kontrollierten die Wiener die Partie. Der allein gelassene Knasmüllner setzte einen Volley neben das Tor (6.). Ljubicic vergab die nächste Top-Chance  – daneben (11.). Nach der schönsten Kombination zog Zimmermann ab, der Block von Baumgartner wurde nicht als Handspiel gewertet (29.).

Nach einem Aiwu-Pass fiel in Minute 35 das fällige 0:1: Teamstürmer Marco Grüll traf aus spitzem Winkel genau ins lange Eck.
Dann ersetzte WAC-Trainer Dutt Peretz durch Vizinger und der Stürmer kam zur ersten und einzigen Chance in Hälfte eins: Gartler, der den Vorzug gegenüber Hedl bekommen hatte, hielt (38.).

1. RB Salzburg32 2552 +58 77:19 52
2. Sturm Graz32 1688 +16 62:46 37
3. Austria Wien32 11 138+5 44:39 29
4. Wolfsberger AC32 145 13-5 48:53 28
5. Rapid Wien32 10 11 11+3 48:45 25
6. Aust. Klagenfurt 328 12 12 -14 43:57 21

Nicht effizient

Entspannung war den Rapid-Fans unter den 6.300 Zuschauern nicht vergönnt, weil sowohl Ljubicic (61.), als auch Knasmüllner (69.) Großchancen vergaben.

Und der WAC? Nach einem Liendl-Pass rutschte Tai Baribo aus, hatte aber trotzdem Zeit, noch zum 1:1 einzuschieben (74.). Die Rapidler haderten, der WAC legte nach. Vizinger legte mit der Ferse vor und Joker Adis Jasic traf   (75.).
Der Doppelschlag brachte den WAC auf Rang vier, die Gäste wirkten geschockt und schafften auch keine Schlussoffensive. Statt Urlaub gibt es am Donnerstag  am Sonntag daheim noch zwei Partien.

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1:1 bei der Salzburger Meisterparty

Es war angerichtet. Mit einem Sieg zum Abschluss gegen Klagenfurt wollte sich Meister Salzburg in die Feierlichkeiten verabschieden. Doch da hatten die Kärntner was dagegen. Weil die dominant auftretenden Hausherren in der ersten Halbzeit ihre Chancen nicht nutzten, gab es kurz nach der Pause einen Dämpfer. Gemicibasi traf  gefühlvoll per Kopf zur Führung für die Gäste (48.).

Nur wenige Augenblicke später scheiterte der Torschütze mit einem Freistoß an Keeper Mantl. Jetzt war Salzburg gefordert. Sucic (13.), Solet (28.) und Kapitän Junuzovic in seinem letzten Spiel (39., 43.) hatten es verabsäumt, früh für klare Verhältnisse zu sorgen. Letzterer wurde nach gut einer Stunde ausgewechsel, mit Standing Ovations verabschiedet.

Weil Sesko (70., 73.) und Sucic (81.) verpassten den Ausgleich, roch es nach der dritten Saisonniederlage. Doch ausgerechnet Koita, der lange Zeit wegen eines Kreuzbandrisses außer Gefecht war, traf doch noch zum verdienten 1:1 (93.). Mit dem angepeilten Sieg-Rekord wurde es nichts, gefeiert wurde im Anschluss trotzdem.