Sport/Fußball

Neuer Rapid-Trainer: Kühbauer kehrt nach Hütteldorf zurück

Montagmittag berichtete SKN-Manager Andreas Blumauer noch, dass sich Rapid bisher nicht gemeldet habe. Das könnte aber auch Taktik sein, vermutete Blumauer im KURIER-Gespräch.

Und hatte Recht. Die Hütteldorfer klärten mit Didi Kühbauer zuerst alle Details, versicherten sich, dass der St. Pöltner Erfolgstrainer wirklich unbedingt vom Tabellenzweiten zum aktuell Achten wechseln will. Und erst dann wurde dem SKN ein Angebot für eine Ablöse übermittelt. Denn Blumauer hatte angekündigt, dass es keinen „Freundschaftspreis“ für die Grünen geben würde.

Mit der dringenden Bitte von Kühbauer, den Sprung zu seinem Herzensverein nicht zu verhindern, war dann die Verhandlungsbasis der Rapidler nicht mehr so schlecht. Die Einigung dürfte im Bereich von rund 400.000 Euro (möglicherweise gestaffelt oder mit Erfolgs-Boni verbunden) erfolgt sein. Trotzdem: Viel billiger hätte Rapid genau diese Lösung schon zwei Mal haben können.

Einstimmig stimmte das Rapid-Präsidium Montagabend schließlich für Kühbauer. Sky Sport Austria vermeldete die Einigung vorab, um 21.31 Uhr kam die offizielle Bestätigung.

Die Karriere des Didi Kühbauer:

Alle Inhalte anzeigen

Kein Feuerwehrmann

Der 47-jährige erhält einen Vertrag bis Sommer 2021, soll also alles andere als ein Feuerwehrmann sein. „Ich habe schon vor langer Zeit Gespräche mit Didi geführt und bin überzeugt von ihm“, sagt Fredy Bickel. Der Sportdirektor betont, dass „ganz besonders in dieser Situation“ Kühbauer perfekt zu Rapid passen würde.

Co-Trainer wird Kühbauers langjähriger Begleiter Manfred Nastl, statt Martin Bernhard, der aber im Verein bleiben soll. Thomas Hickersberger und Tormanntrainer Helge Payer bleiben weiter im Amt.

„Ich brenne auf die Aufgabe“, meint Kühbauer, der bereits am Dienstag mit dem Training loslegen wird. Zuvor, ab 13 Uhr, wird der Heimkehrer nach seiner erfolgreichen Zeit als Spieler (1992 bis 1997) der Öffentlichkeit präsentiert.

Viel zu tun

Und jetzt? Wird es so schwer wie noch selten für einen neuen Rapid-Trainer.

Kühbauer soll ab dem Europa-League-Spiel in Glasgow gegen die Rangers:

erstens schnellstens für die sportliche Wende sorgen; zweitens die explosive Stimmung in Hütteldorf beruhigen; drittens eine klarere Spielphilosophie vorgeben und dann möglichst langfristig umsetzen. Und wenn das alles nicht ohnehin schon zu viel verlangt ist, würde es Rapid auch gut stehen, wieder einen Trainer zu haben, der die einknickenden Imagewerte aufpolieren kann.

Es wartet also extrem viel Arbeit auf Didi Kühbauer, der sich Rapid „antut“.

Einige potenzielle Kandidaten sagten mit dem Hinweis auf das Umfeld in Hütteldorf dankend ab.

Wie schwer die Aufgabe ist, zeigen die Trainerwechsel seit dem letzten Meistertitel mit Peter Pacult 2008. Wie sehr Anspruch und Realität auseinanderklaffen, beweist ein KURIER-Überblick der Trainerwechsel:

- Peter Schöttel Der ewige Rapidler sollte nach dem großen Crash im Mai 2011 für Beruhigung sorgen. Es gab Rang 2. „Als ich gemerkt habe, wie da schon das Murren losging, wusste ich, dass die nächste Saison ganz schwer wird“, erinnerte sich der aktuelle ÖFB-Sportdirektor später. Nach einer Minusserie und der Cup-Blamage gegen Pasching (zu Hause 0:1) folgte im April 2013 das Aus.

- Zoran Barisic Der beförderte Amateure-Trainer rettete die Europacup-Quali und ließ in einer legendären PK mit Sportdirektor Schulte sprichwörtlich die Hosen runter: Rapid hatte nicht einmal für ein Winter-Trainingslager Geld übrig, bezahlte Ablösen waren undenkbar. Barisic machte aus der Not eine Jugend und beförderte einen Großteil seines Talente-Kaders zu den Profis. Es folgten drei zweite Plätze in Folge, die aber von Jahr zu Jahr weniger Begeisterung hervorriefen. Präsident Krammer vertraute Sportdirektor Müller und verabschiedete Barisic 2016 einen Tag vor dem Trainingsstart.

- Mike Büskens Die von Barisic verweigerte „Meister-Ansage“ kam auch der Schalke-Legende nur schwer über die Lippen. Sportlich zeigte die Tendenz nach unten, intern begannen die Streitigkeiten und Büskens musste (gemeinsam mit Müller) gehen.

- Damir Canadi Der Altacher Erfolgscoach ist auch jetzt mit Atromitos in Griechenland wieder erfolgreich. Nur bei Rapid ging mit einer Mannschaft, die sich von Anfang an gegen die reaktive Spielweise sträubte, alles schief. Nach nur fünf Monaten mit dem schlechtesten Punkteschnitt von allen Rapid-Trainern wurde in Abstiegsgefahr die Reißleine gezogen.

Danach kam der Vorgänger von Kühbauer, Goran Djuricin, der jetzt als Sündenbock dienen muss für viele Probleme beim SK Rapid.

Rapid-Trainer seit 2000 im Überblick

Ernst Dokupil: Juli 2000 bis August 2001

Peter Persidis: August 2001 bis September 2001 (interimistisch)

Lothar Matthäus: September 2001 bis Mai 2002

Josef Hickersberger: Juli 2002 bis Ende 2005 (Meister 2005)

Georg Zellhofer: Jänner 2006 bis Ende August 2006

Peter Pacult: September 2006 bis April 2011 (Meister 2008)

Zoran Barisic: April 2011 bis Ende Mai 2011 (interimistisch)

Peter Schöttel: Juni 2011 bis April 2013

Zoran Barisic: April 2013 bis Juni 2016

Mike Büskens: Juni 2016 bis November 2016

Damir Canadi: November 2016 bis April 2017

Goran Djuricin: April 2017 - 29. September 2018

Dietmar Kühbauer: seit 1. Oktober