Das ÖFB-Team auf der großen EM-Bühne: Österreich fordert England
Die Rollen könnten nicht klarer verteilt sein beim Anpfiff der Frauen-EURO 2022. Hier England, das in der aktuellen WM-Qualifikation in acht Spielen 68 Tore geschossen und keines bekommen hat. Dort die Österreicherinnen, die trotz Semifinaleinzugs 2017 nur überraschen können. Also ist die Frage nach der Favoritenrolle beim Auftaktspiel am Mittwoch (21 Uhr MESZ/live ORF1 und im KURIER-Liveticker) im ausverkauften Old-Trafford-Stadion schnell beantwortet.
Weil die Engländerinnen in der WM-Qualifikation aber nur eines dieser 68 Tore den Österreicherinnen geschossen haben, geben sich diese nicht schon vor dem Anpfiff geschlagen. Die Außenseiterrolle ist nicht Koketterie, sondern Realität. Sarah Zadrazil sagt: „Wir sind die Außenseiter und können das Spiel und die Stimmung im Stadion ohne Druck genießen.“ Ausverkauftes Stadion, 74.500 Zuschauer im Old Trafford, der Großteil davon natürlich aufseiten der Engländerinnen.
Druckverteilung
„Der Druck liegt bei ihnen“, ist sich auch Laura Feiersinger sicher. Und sie verweist auf die Teamchefin. „Sie spielen unter der niederländischen Trainerin mehr taktisch, haben aber noch ihr physisches Spiel.“ Die erwähnte Sarina Wiegman hat schon bewiesen, wie man mit Druck bei einer Heim-EM umgehen kann. Die 52-Jährige führte die Niederlande 2017 zum Titel und zwei Jahre später sogar ins WM-Finale.
Im September 2021 wechselte sie zum englischen Verband, von den bisher 14 Spielen ging kein einziges verloren. Das Team wird vor und bei der EM betont cool präsentiert, sei es bei den Trikots mit glänzendem Wappen, die an Sticker-Sammelalben erinnern sollen, oder dem Video zur Kader-Bekanntgabe.
Die Qualität des Kaders ist insgesamt sehr hoch, das herausragende Talent ist die 21-jährige Lauren Hemp von Manchester City, sie wurde von den anderen Spielerinnen in der englischen Frauenliga in den letzten fünf Jahren vier Mal zur besten jungen Spielerin des Jahres gewählt. Im Mittelfeld sorgen Walsh und Williamson für die nötige Stabilität, während die drei offensiven Mittelfeldspielerinnen vor ihnen munter die Positionen tauschen. In der Defensive sind Millie Bright und Lucy Bronze gesetzt. Bronzes kürzlich bekannt gewordener Wechsel zum Topklub nach Barcelona unterstreicht ihre herausragende Klasse.
Im Kollektiv
Irene Fuhrmann und ihr ÖFB-Trainerteam haben England natürlich genau analysiert. Trotzdem sagt die 41-Jährige: „Egal, wer spielt, es wird eine Mammutaufgabe für uns. Wir müssen geschlossen und im Kollektiv auftreten.“ Dem stimmt Laura Feiersinger zu: „Wir brauchen eine Topleistung. Unsere größte Stärke ist das Kollektiv.“
Die Aufstellung hat Fuhrmann schon im Kopf. „Das Gerüst der Mannschaft steht für mich schon länger. Aber man sieht ja an den Verletzungen, wie schnell sich etwas ändern kann.“ Ganz ausschalten wird man die Engländerinnen nie können. „Gegen so eine Topnation braucht man auch Glück.“