Das Wunder von Madrid: Real schockt ManCity und steht im CL-Finale
Die beiden Finalisten der Champions League stehen fest. Real Madrid folgt dem FC Liverpool sensationell ins Endspiel, das am 28. Mai ausgetragen wird. Die Spanier standen gegen Manchester City, das bereits den Hinspiel-Kracher mit 4:3 für sich entschieden hatte, lange vor dem Aus. Auch ein 0:1 galt es zu verdauen.
REAL MADRID – MANCHESTER CITY 3:1 n. V. (2:1; 0:0) – Gesamt 6:5 (Hinspiel: 3:4)
Tore: 0:1 (73.) Mahrez, 1:1 (90.) Rodrygo, 2:1 (91.) Rodrygo, 3:1 (95., Strafstoß) Benzema.
Gelbe Karten: Modric, Carvajal, Eder Militao, Valverde bzw. Laporte, Sterling, Sintschenko.
Real: Courtois - Carvajal, Eder Militao (115. Vallejo), Nacho, Mendy – Kroos (68. Rodrygo), Casemiro (75. Asensio), Modric (75. Camavinga) - Valverde, Benzema (104. Ceballos), Vinicius Junior (115. Vazquez).
City: Ederson – Walker (72. Sintschenko), Dias, Laporte, Cancelo - Bernardo Silva, Rodri (99. Sterling), De Bruyne (72. Gündogan) – Mahrez (85. Fernandinho), Gabriel Jesus (78. Grealish), Foden.
Die Vorkehrungen für eine rauschende Fußballnacht in Madrid hatten die Fans getroffen. Schon vier Stunden vor Anpfiff waren die Straßen rund um die Arena gefüllt. Kein Durchkommen auch in der Fußgängerzone der Calle de Marceliano Santa Maria, die südlich vom Stadion wegführt. Jeder einzelne Schanigarten prall gefüllt. "Bei so großen Spielen wie heute ist das zu dieser Zeit durchaus normal", sagt Real-Fan Nacho stolz. Der kleine Mann trägt nur zufällig den gleichen Namen wie jener Herr, der dann auf dem grünen Rasen anstelle von David Alaba in der Innenverteidigung von Real stand.
Der Wiener hat es nach seiner Muskelverletzung aus dem Hinspiel nicht geschafft, rechtzeitig fit zu werden. Ob es wieder so ein Torfestival wie im Hinspiel werden sollte? Nach nicht einmal vier Minuten hätte man Hoffnung schöpfen können. Benzema, mit bis dahin 14 Toren erfolgreichster Torjäger in dieser Champions-League-Saison, wurde völlig alleingelassen und konnte aus zehn Metern unbedrängt (daneben) köpfeln. Es sollte die beste Chance in den ersten 45 Minuten bleiben, in denen keines der beiden Teams gewillt war, volles Risiko zu gehen.
Halbchancen von Benzema und Vinicius seien nur der Vollständigkeit halber angemerkt. Auf der anderen Seite probierten es Bernardo Silva, De Bruyne und Foden zaghaft. Am Lautesten wurde es vor der Pause, als der 36-jährige Modric den um sechs Jahre jüngeren De Bruyne im Laufduell alt aussehen ließ.
Mutiger Auftritt
Immerhin: Real zögerte nicht auch gegen das Ballbesitz-Orchester von Pep Guardiola mutig aufzutreten. Sowohl mit, als auch gegen den Ball wurde im höchsten Tempo stets der direkte Weg nach vorne gesucht.
Das war auch nicht anders, als der Schiedsrichter die zweite Hälfte anpfiff und Real vom Anstoß weg um ein Haar in Führung ging. Vinicius Junior verfehlte nach Flanke von Valverde knapp. Der Brasilianer blieb der gefährlichste Mann auf dem Platz, narrte Gegenspieler Kyle Walker ein ums andere Mal, bis dieser – auch leicht angeschlagen – nach 70 Minuten vom Platz durfte.
In den zwei Minuten, in denen der Engländer zuvor am Platz behandelt worden war, dürften die Gastgeber etwas eingenickt sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass gleich drei Real-Stars dabei zusahen, wie sich Ilkay Gündogan seelenruhig mit dem Ball aufdrehen und einen Angriff über Bernardo Silva einleiten konnte. Der Portugiese lief allen davon und setzte Riyad Mahrez ein. Der Algerier traf sehenswert ins kurze Kreuzeck (73.). Ob Real beim Gesamtstand von 3:5 noch etwas entgegenzusetzen hatte?
Danach sah es nicht aus. Mendy musste auf der Linie gegen Grealish das 0:2 verhindern. Er sollte damit seine Kollegen aufwecken. Vor allem einen: Rodrygo, als Joker für Modric gekommen, stellte alles auf den Kopf. Zunächst sorgte der Brasilianer nach sehenswerter Vorarbeit Benzemas für das 1:1 (90.) und dann per Kopf auch noch für das 2:1 (90.+1) und den Gang in die Verlängerung.
Ein Schock für die Gäste. Und Real nützte das Momentum gleich zu Beginn der Verlängerung. Joker Camavinga durfte mit dem Ball am Fuß vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum spazieren, um dort Benzema einzusetzen. Der Franzose wurde Ruben Dias gelegt – vom Elfmeterpunkt erzielte er sein 15. Saisontor in der Königsklasse.
Es sollte der letzte Treffer an diesem Abend bleiben. Real brachte das 3:1 ins Trockene – und David Alaba freut sich bereits zum fünften Mal in seiner Karriere auf ein Finale in der Champions League.