Nach der deutschen Blamage: Viel Kritik und Angst vor dem WM-Aus
Die deutsche Nationalmannschaft ist nach Katar geflogen, um den Titel zu holen. Oder zumindest die Schande vom Vorrundenaus bei der letzten WM 2018 wiedergutzumachen. Oder zumindest besser ins Turnier zu starten als damals (0:1 gegen Mexiko). Die guten Vorsätze sind nach der Auftakt-Blamage gegen Japan aber alle schon wieder dahin.
Nach der 1:2-Niederlage droht dem Weltmeister von 2014 das neuerliche Aus in der Vorrunde. Die Situation ist sogar noch schlimmer als vor vier Jahren, als man nach dem 0:1 gegen Mexiko noch gegen Schweden und Südkorea – also gegen vermeintlich schlagbare Gegner – die Chance hatte, das Achtelfinale zu fixieren. In Katar geht es am Sonntag gegen Spanien, das sich beim 7:0 gegen Costa Rica in bestechender Form zeigte.
"Einiges zu tun"
Das Zittern im Lager der Deutschen ist dementsprechend groß. Jeder weiß, dass eine Niederlage gegen die Furia Roja schon das WM-Aus bedeuten könnte. Nämlich dann, wenn Japan gegen Costa Rica punktet – kein unwahrscheinliches Szenario. "Wir haben jetzt Druck auf dem Kessel", weiß Offensiv-Star Kai Havertz. Bundestrainer Hansi Flick wird noch konkreter: "Wir haben keinen Schuss mehr frei, der Fehlschuss, den hatten wir gegen Japan."
Nachsatz: "Wir haben einiges zu tun." Zumal Deutschland in diesem Jahrtausend noch keinen Sieg gegen die Spanier einfahren konnte. Der letzte Erfolg gegen die Iberer liegt schon mehr als 34 Jahre zurück.
Kritik hagelt es natürlich von allen Seiten. "Debakel-Start für Deutschland! Das darf doch nicht wahr sein!", schrieb etwa die Bild. Auch die Protestaktion gegen die FIFA vor dem Spiel – die deutsche Startelf hatte beim Mannschaftsfoto mit Hand vor dem Mund posiert – wurde thematisiert. Die Frage wurde in den Raum gestellt, ob sich das Team im Vorfeld zu sehr habe ablenken lassen.
Flick im Fokus
Alle Augen richten sich jetzt auf Flick. Er muss zeigen, dass er ein starker und erfolgreicher Krisenmanager sein kann. Der 57-Jährige ist mit seinem Team im Grunde zum Siegen verdammt, erst gegen Spanien und anschließend gegen Costa Rica. Nach seinem Startrekord mit acht Siegen en suite ist der Ergebnis-Trend bei Flick gekippt. Von den vergangenen neun Länderspielen konnten nur noch zwei gewonnen werden. Dazu gab es fünf Unentschieden und zwei Niederlagen, die jüngste nun gegen Japan. "Deutsches Harakiri. Flicks Team war nicht in der Lage, ein Spiel einzusacken, das es unter Kontrolle hatte", brachte es die spanische Sportzeitung As auf den Punkt.
Angesichts des Chancenwuchers sowie des krassen Leistungsabfalls und Defensivversagens in den letzten 20 Minuten stellte Flick die Charakterfrage. "Es ist so, dass ich ganz großen Wert darauf lege, dass die Mannschaft die richtigen Schlüsse zieht und die Verantwortung übernimmt", sagte er. Aber auch Flick wird sich in der Aufarbeitung der Niederlage mit seinem Trainerteam hinterfragen müssen.
Einige Personalentscheidungen und auch Wechsel waren fragwürdig, besonders die Auswechslung von Elfmeter-Torschütze und Stabilisator Ilkay Gündogan. Der hatte direkt nach dem Spiel gemeint: "Gerade das zweite Tor, ich weiß nicht, ob jemals bei einer WM ein einfacheres Tor erzielt wurde."