Wut über Superliga: "Wenn sich der Fan nicht mehr verarschen lässt"
Im größten Machtkampf der Geschichte des europäischen Klub-Fußballs kontert die UEFA die Super-League-Pläne der zwölf Abtrünnigen. Die Europäische Fußball-Union will nach dpa-Informationen trotz der angekündigten Abspaltung von einem Dutzend Topklubs an ihrer umstrittenen Reform der Champions League festhalten.
Ab der Saison 2024/25 sollen 36 statt bislang 32 Teams an der Gruppenphase teilnehmen, zudem soll es deutlich mehr Spiele geben, wie die Deutsche Presse-Agentur während der Sitzung des Exekutivkomitees am Montag erfuhr. Details der Reform sollten dabei noch geklärt werden. Der bevorstehende Beschluss wurde durch die Pläne von zwölf europäischen Spitzenvereinen aus England, Spanien und Italien für eine unabhängige, internationale Liga überschattet.
Kritische und wütende Stimmen kamen aus aller Welt, viele Fußballfans sehen in der angekündigten Superliga die endgültige Zerstörung des Fußballs. Liverpool-Anhänger zeigten auch beim Stadion ihre Ablehnung. Der steirische Southampton-Trainer Ralph Hasenhüttl äußerte sich ebenfalls deutlich: "Es ist eine große Bedrohung, die ich aufziehen sehe, ein Krieg, wenn Sie so wollen, der großen Klubs."
"Traurig für Sportler und Fans"
Auch aus Österreich folgten Reaktionen. Rapid-Manager Christoph Peschek spricht etwa in einem Statement von einer "Money League." Er finde dies "überaus bedenklich, denn es widerspricht dem, was Fußball ausmacht." Jedenfalls müsse die UEFA und FIFA dem "einen Riegel vorschieben." Denn: "Der Fußball soll und muss für alle da sein."
Salzburg-Trainer Jesse Marsch: "Wenn die Motivation im Sport nur über Geld ist, finde ich das schade. Das ist traurig für Sportler, für Fans, für alle. Ich glaube, dass viele dieser Vereine genug Geld haben", erklärte der US-Amerikaner. Ins selbe Horn stieß Austria Wiens Coach Peter Stöger. Der Wiener merkte an, dass ähnliche Konstrukte schon länger im Raum stehen. Sein Gefühl "aus dem Bauch heraus" würde aber kein gutes sein. "Allgemein ist alles bedenklich, was die Schere im sozialen und wirtschaftlichen Bereich weiter auseinandergehen lässt. In dem Bereich bewegt es sich meiner Einschätzung nach", sagte der ehemalige Köln- und Dortmund-Trainer am Montag.
"Es hängt alles vom Fußballfan ab"
Auch Rapid-Legende und Sky-Experte Andreas Herzog äußerte sich auf Social Media zu den umstrittenen Plänen der Topklubs. "Super Idee, gerade jetzt in Corona-Zeiten, wo es allen schlecht geht. Wo viele Vereine vor dem Ruin stehen und Klein- und Profi-Vereine ihre Probleme haben. Und dann haben diese geldgierigen Verantwortlichen von den großen Vereinen nichts Besseres zu tun, als nur auf den eigenen Profit zu schauen. Denen geht es ja gar nicht um den Fußball an sich, sondern um das Business."
Und auch eine Super League, "wenn dann jede Woche Real Madrid gegen Liverpool spielt", würde irgendwann ihren Reiz verlieren, so der 52-Jährige. Er gratulierte daher auch seinem Ex-Verein, den Bayern, "die sich aus der ganzen Sache heraushalten. Hut ab vor den Verantwortlichen." Er hoffe jedenfalls, "dass sich die UEFA das nicht gefallen lässt", sagt Herzog, "Dass sie da brutal und hart durchgreifen."
Zudem strich er heraus: "Es hängt alles vom Fußballfan ab. Wenn der Fußballfan nicht mehr ins Stadion kommt, wenn er sich den Fußball nicht mehr im Fernsehen ansieht, weil er sich einfach nicht mehr verarschen lassen will, dann können wir alle zusperren. Dann geht das ganze Fußball-Business runter. Vielleicht sollte das auch einmal passieren, damit wieder der Sport im Vordergrund steht und nicht das Geld."
Die Rolle von Bayern und Dortmund
Apropos Geld: Die neue Super League wird von der US-Großbank JP Morgan unterstützt. Das bestätigte das Unternehmen am Montag der englischen Nachrichtenagentur PA. JP Morgan sichert demnach die Finanzierung des neuen Wettbewerbs, der den Teilnehmern garantierte Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe sichern soll.
Klar ist indes nach wie vor nicht, welche Rolle die beiden deutschen Top-Klubs Bayern München und Borussia Dortmund aber auch Frankreichs Meister PSG spielen werden. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betonte, dass sich Dortmund und der FC Bayern München über die Ablehnung der geplanten europäischen Super League im Fußball einig sein. Watzke erklärte in einer Mitteilung seines Vereins, dass "beide deutsche Klubs, die im ECA-Board vertreten sind, der FC Bayern München und Borussia Dortmund, in allen Gesprächen zu 100 Prozent deckungsgleiche Auffassungen vertreten haben". Eine klare Ablehnung gab es freilich nicht.
Der Spiegel berichtet, dass die zwölf Gründervereine Bayern und Dortmund möglichst schnell an Bord holen wollen. Das geht aus einem Vertrag hervor, über den das Nachrichtenmagazin am Montag berichtete. Demnach solle der Vorstand der neuen, international von Fans und Verbänden scharf kritisierten Liga den Bayern, dem BVB und dem französischen Meister Paris Saint-Germain „so schnell es geht“ die Mitgliedschaft anbieten.
Zumindest der bald scheidende Bayern-Coach Hansi Flick lehnte die Pläne strikt ab. "Das wäre nicht gut für den Fußball", sagte er am Montag.