Florian Nüßle - ein junger Mann mit perfekten Tischmanieren
Von Christoph Geiler
Wenn jemand Fähigkeiten besitzt, die gemeinhin gerne unter dem Begriff Ballgefühl zusammengefasst werden, dann ist es wohl Florian Nüßle. Ganz egal, welche Kugel man dem Steirer auch anvertraut, es ist immer eine runde Sache. Nicht umsonst war Nüßle in jungen Jahren beim SK Sturm am Ball und gehörte daneben zu den besten Nachwuchsgolfern des Landes.
Es liegt folglich auf dem Händchen, dass der 17-Jährige auch mit einem Queue umgehen kann. Wobei es keineswegs alltäglich ist, dass ein begabter Fußballer und Golfer dann ausgerechnet eine Karriere als Snookerspieler einschlägt. „Aber mir hat Snooker von allen Sportarten schon immer am meisten gefallen“, gesteht Nüßle.
Snooker, für alle, die beim Zappen durch die Sportsender noch nie bei diesem riesengroßen grünen Tisch mit den vielen bunten Kugeln hängen geblieben sind, ist so etwas wie die Königsvariante des Billard: Vereinfacht erklärt müssen die Snookerspieler immer abwechselnd eine der 15 roten Kugeln und eine andersfarbige versenken. Dabei können maximal 147 Punkte erzielt werden, ein sogenanntes Maximum Break. Im Training ist Nüßle dieses Kunststück schon einmal gelungen.
Große Faszination
Ballgefühl ist nur eine Eigenschaft, die im Snooker gefragt ist. Ähnlich wichtig sind Taktik und Spielintelligenz. Auch wegen dieser vielen Komponenten übt das Strategiespiel so eine enorme Faszination aus. Die Stars der Szene wie der fünffache Weltmeister Ronnie O’ Sullivan sind Multimillionäre, bei wichtigen Turnieren wie der am 20. April beginnenden WM in Sheffield sitzen allein in England oft mehr als zehn Millionen Menschen vor den TV-Geräten. „In England ist Snooker eine große Nummer“, sagt Florian Nüßle.
Es ist also nur zu verständlich, dass es den gebürtigen Grazer ins Snooker-Schlaraffenland zieht. Schon jetzt mit 17 Jahren ist Nüßle reif für die Insel, als erster österreichischer Snookerspieler darf er am Qualifikationsturnier für die WM in Sheffield teilnehmen, wo in dieser Woche 16 Startplätze vergeben werden. Nüßle bekommt es dabei am Mittwoch mit dem Chinesen Mei Xiwen zu tun.
Große Erfahrung
Gut möglich, dass der Profi den schmächtigen Abendschüler auf die leichte Schulter nimmt. Aber man sollte sich von der Jugend des Österreichers bloß nicht täuschen lassen. Nüßle hat mehr Erfahrung, als man auf den ersten Blick vermuten mag, schon mit drei Jahren hatte er die ersten Kugeln versenkt. „Auch wenn ich kaum auf den Tisch gesehen habe.“
Längst attestieren die Experten dem Steirer hervorragende Tischmanieren, Nüßle zählt in seiner Altersklasse zu Europas Elite. „Das Problem ist, dass mir in Österreich Gegner und Trainingskollegen fehlen“, erklärt Nüßle, der daher oft alleine trainiert. Das könnte sich ändern, wenn er im Mai beim Q-School-Turnier in England einen Erfolg auftischen kann. Dann winkt Nüßle als erstem Österreicher ein Startplatz bei der Main-Tour der Profis.