Wie Österreichs bester Spieler das Duell um die Schach-WM sieht
Von Florian Plavec
Magnus Carlsen strotzt vor Selbstvertrauen. 2013 hat sich der Norweger den WM-Titel im Schach geholt. Drei Mal hat er ihn seitdem erfolgreich verteidigt. Ab Freitag kommt es zum nächsten Duell um die Krone. Der 30-Jährige wird vom nur wenige Monate älteren Russen Jan Nepomnjaschtschi gefordert. Was in dem Duell für ihn spreche, wurde der Star aus Norwegen gefragt. Ist es die Erfahrung in WM-Spielen? Ist es seine Klasse im Schnell- und Blitzschach?
„Mein größter Vorteil ist, dass ich besser Schach spiele.“
Magnus Carlsen ist seit Jahren die Lichtgestalt seines Sports. Mit 13 Jahren war er Großmeister, mit 22 Weltmeister. Seine Elo-Zahl (gibt die Spielstärke an) von 2882 Punkten ist die höchste seit Einführung der Liste.
Auf der anderen Seite rechnet auch Nepomnjaschtschi mit dem Sieg. „Seine Körpersprache sagt, ich werde gewinnen, und es ist völlig normal, dass ich der nächste Weltmeister bin“, sagt etwa die weltbeste Schachspielerin Judith Polgar, die die WM live kommentieren wird.
Bei der Schach-WM 2018 endeten alle zwölf Partien zwischen Carlsen und dem US-Amerikaner Fabiano Caruana remis, danach setzte sich Carlsen im Schnellschach durch.
Schlagabtausch?
Diesmal ist die WM auf 14 Spiele angesetzt, eine ähnliche Remis-Welle sei nicht zu erwarten, sagt Markus Ragger. Der 33-Jährige ist als Nummer 69 der Weltrangliste der beste Schachspieler im deutschsprachigen Raum. „Einerseits gibt es jetzt zwei Spiele mehr, um eine mögliche Niederlage aufzuholen. Andererseits ist Nepomnjaschtschi ein ganz anderer Spielertyp als Caruna“, sagt der Kärntner. „Nepomnjaschtschi ist auch im Schnellschach stark und ein offensiver Spieler.“
Nepomnjaschtschi hat seine Zeit auch gern mit anderen Dingen als mit Schach verbracht. Und wenn er einmal eine schlechte Partie gespielt hat, hat ihn das sehr schnell aus dem Konzept gebracht.
Österreichs bester Schachspieler (Nr. 69 der Welt)
Als Kind hat der Russe Carlsen geschlagen, als Erwachsener galt er lange Zeit als schlampiges Genie. „Er hat seine Zeit auch gern mit anderen Dingen als mit Schach verbracht“, umschreibt es Ragger. „Und wenn er einmal eine schlechte Partie gespielt hat, hat ihn das sehr schnell aus dem Konzept gebracht.“
Doch Nepomnjaschtschi hat seinen Zugang zum Sport geändert. Körperlich hat er an sich gearbeitet. Angeblich hat er in den vergangenen Monaten zehn Kilogramm abgenommen, in München hat er sich einer sportärztlichen Untersuchung unterzogen und sich vom Athletikcoach von Bayern München beraten lassen. Und er hat ein großes Team um sich geschart, schätzungsweise eine Million Euro hat ihn die Vorbereitung auf die WM gekostet. Er wird am Freitag das erste Spiel mit Weiß beginnen.
Der Druck lastet jedenfalls auf Carlsen, dem „Mozart des Schachs“. Ragger: „Er weiß, wie es geht. Er hat ein halbes Jahr Vorbereitung in dieses Turnier gesteckt und natürlich hat auch er ein großes Team um sich.“
Wegen Covid-19 findet das Match mit einem Jahr Verspätung statt. Gespielt wird bei der Expo in Dubai um zwei Millionen Euro - das höchste Preisgeld seit 1993.