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Mit 18 Jahren: Das ist Österreichs bester Snooker-Spieler

Wenn sich Florian Nüßle etwas wünschen dürfte, dann würde er sich wahrscheinlich für einen Konkurrenten entscheiden, der ihm das Leben richtig schwer macht. Für einen Gegner mit ähnlich guten Tischmanieren, wie sie der 18-Jährige besitzt. Einen, der ihn herausfordert, ihn antreibt und so nebenbei auch noch für ein wenig Abwechslung sorgt.

„Leider gibt es bei uns keinen, der gut genug ist“, sagt Nüßle. Im Snooker, dieser edlen Variante des Billard, ist der junge Grazer hierzulande einsame Klasse, weshalb er die meiste Zeit allein bei Tisch ist und im Training fast ausschließlich gegen sich selbst antritt.

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Das war in Corona-Zeiten zwar durchaus praktisch, für Nüßle ist diese Normalität allerdings nichts Neues, sondern der Alltag. „Natürlich ist das auch frustrierend“, gesteht der Schüler, „aber ich kenne es auch nicht anders. Ich muss im Training Sachen simulieren, die ich dann im Wettkampf umsetzen will.“

Große Ehre

Es spricht für Nüßle, dass er trotz der Widrigkeiten seinen Weg macht und als österreichischer Solist international Anerkennung genießt. Bereits zum zweiten Mal erhielt der 18-Jährige eine Einladung zur Weltmeisterschaft in Sheffield (England). Ab kommendem Dienstag darf der Österreicher in der Qualifikation sein Ballgefühl und seine Treffsicherheit unter Beweis stellen. Übersteht er die ersten beiden Runden – zum Auftakt wartet der Engländer Hammad Miah – winkt ein Duell mit Ex-Weltmeister Graham Dott (2006) aus Schottland.

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Ähnliche Anfängerfehler wie im vergangenen Jahr werden ihm diesmal nicht mehr passieren, versichert Nüßle. Damals war er als junger WM-Debütant übermannt von den Eindrücken in Sheffield und dem ersten Kontakt mit seinen Idolen in der Players Lounge. Nüßle hatte danach so zittrige Hände, dass er von den ersten neun Frames gleich einmal acht verlor. „Ich war meganervös“, erinnert sich Nüßle. „Das war ja überhaupt mein erstes Profiturnier, und dann auch noch gleich die WM.“

Großer Boom

Inzwischen weiß er, was ihn in Sheffield erwartet, er reist gelassen ins Mutterland des Snookersports. In England ist Snooker ein Nationalsport und Quotengarant: So sahen beim WM-Finale im Jahr 1985 18,5 Millionen Engländer zu. Mittlerweile hat der Boom auch China erfasst: Als 2016 mit Ding Junhui erstmals ein Spieler aus dem Reich der Mitte im WM-Endspiel stand, verfolgten 210 Millionen Chinesen den Auftritt ihres Landsmanns. In England wie in China hätte Florian Nüßle keine Probleme, einen passenden Trainingspartner zu finden. Trotzdem zieht es den 18-Jährigen nicht wirklich wie andere Spieler auf die Insel. „Das ist für mich unvorstellbar, dort zu leben. Ich fühle mich dort nicht wohl.“

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Ganz abgesehen davon, dass er noch zur Schule geht. Ob’s nach der Matura etwas mit der Profikarriere werden kann, hängt von den Leistungen und der Unterstützung durch Sponsoren ab. Während die Topstars der Szene auch Topverdiener sind – der Weltmeister erhält eine halbe Million Pfund – haben’s Spieler wie Nüßle schwer.

Umso wichtiger wäre daher ein gutes Abschneiden bei einem der drei Turniere der Q-School-Serie nach der WM. Dort kämpft Nüßle mit 200 Mitstreitern um zwölf begehrte Startplätze für die Snooker-Main-Tour.