ROMY 2022: Murathan Muslu, nominiert als beliebtester Schauspieler Film
Keine ROMY ohne Murathan Muslu, könnte man mittlerweise salopp sagen. Denn an den Schauspieler kommt die ROMY-Jury seit Jahren nicht vorbei. Auch heuer nicht: Nach nach 2018 und 2021 ist der Wiener nun zum bereits dritten Mal für den Publikumspreis nominiert. Gewonnen hat er die Auszeichnung aber noch nie. Das könnte sich heuer ändern.
Nominiert wurde der 40-Jährige für seine Arbeit in "Hinterland“. Im neuen Kinofilm des österreichischen Oscarpreisträgers Stefan Ruzowitzky ist Muslu an der Seite der deutschen Schauspielerin Liv Lisa Fries ("Babylon Berlin") zu sehen. Muslu übernimmt darin die Rolle eines vom Krieg gebeutelten Kriminalbeamten, der nach dem ersten Weltkrieg in seine Heimat Wien zurückkehrt. Auf dem Festival in Locarno wurde „Hinterland“, ein Antikriegsfilm, mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 2015 gewann Muslu den Österreichischen Filmpreis. Das alles erscheint ihm irreal, denn der gebürtige Wiener hat nie eine Schauspielschule besucht und das Gymnasium ohne Abschluss verlassen.
Quereinsteiger
Murathan Muslu wurde die Schauspielerei nicht in die Wiege gelegt. Der Wiener ist vielmehr ein hart an sich und seiner Schauspielerei arbeitender Quereinsteiger, der ganz klein angefangen hat. "Ich hatte das Glück, dass ich in der kurzen Zeit, in der ich das mache, so viele Jobs bekommen habe und dadurch auch viel Erfahrung sammeln konnte. Für mich funktioniert dieser Beruf nur mit ,learning by doing'. Noch sehe ich mich nicht als richtigen Schauspieler, denn ich habe noch keinen Film gedreht, in dem ich richtig brilliere, mit dem ich, für mich selbst, richtig zufrieden bin. Ich bin davon überzeugt, dass ich persönlich meinen Zenit noch nicht erreicht habe. Mein Ziel ist es, mir eines Tages nach einer Premiere selber auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: ,Das habe ich von Anfang bis Ende genial gemacht'. Erst dann kann ich akzeptieren, dass man mich einen Schauspieler nennt. Bis dahin bin ich nur ein neugieriger Autodidakt in der Welt des Films", sagte er dem KURIER.
Der in Ottakring geborene Muslu lebt bis heute in diesem Bezirk. In seinem Grätzl kennt er jede Straße und viele Nachbarn persönlich. Soll heißen: Als ich mich vor zwei Jahren mit dem Schauspieler zum Interview in einem Cafè in Ottakring getroffen habe, wurden andauernd Hände geschüttelt: Immer wieder kamen gute Freunde, flüchtige Bekannte vorbei und suchten das Gespräch mit ihm. Denn er ist trotz seiner jüngsten Erfolge immer noch einer von ihnen, einer mit Bodenhaftung.
Murathan Muslu weiß, wo er herkommt - und wo er hin möchte. Er wechselte in seiner Jugend häufig die Schule und brach sie letztendlich auch ab, bevor er mehr oder weniger entdeckt wurde. 2011 hatte der Amateur ohne jegliche Schauspielerfahrung in Umut Dags Abschlussarbeit auf der Filmakademie ("Papa") seine ersten Auftritte vor der Kamera. Vor allem in der Anfangszeit seiner Karriere arbeiteten die beiden Freunde immer wieder zusammen. Dag führte Regie bei Musikvideos von Suan Kaan, der Rap-Formation von und mit Murathan Muslu. Nach dem für einen Amadeus Award nominierten Album „Aus eigener Kraft“ hat sich das musikalische Projekt aber verlaufen. Murathan versuchte es weiter mit kleinen Rollen und jobbte in der Zwischenzeit als Hilfsarbeiter am Bau, um sich die Miete leisten zu können.
Durchbruch
Nach „Papa“, weiteren kleinen Rollen für TV-Produktionen gelang im mit den beiden Spielfilmen von Umut Dag, „Kuma“ (Eröffnungsfilm der Berlinale 2012) und „Risse im Beton“ (2014) der Durchbruch. Dafür wurde Muslu dann auch beim Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet.
Es folgten zahlreiche Auftritte im Fernsehen, meist Krimi-Reihen wie „Tatort“, „Polizeiruf 110“ oder „Alarm für Cobra 11“ , aber auch in Kinofilmen wie Josef Haders "Wilde Maus"
2019 war er gleich in mehreren Serien zu sehen: Er spielte in der Netflix-Produktion "Skylines" den Rapper Kalifa, versuchte in „7500“ als Terrorist ein Flugzeug zu entführen und war Teil von David Schalkos Serie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ sowie „8 Tage“ (Sky).
Im Jahr 2021 war Muslu aber nicht nur im Kino zu sehen, sondern auch in der topbesetzten sechsteiligen ORF/ZDFneo-Dramaserie „Die Macht der Kränkung“ unter der Regie von Umut Dağ. Zuletzt begegnete man dem Schauspieler im Fernsehen (ORF). Er war Teil der finalen Staffel der "Vorstadtweiber".