Krakau: Kabarettistin Magda Leeb verrät die schönsten Plätze
Von Maria Gurmann
Bestens vorbereitet – mit handgeschriebenen Notizen, Reiseführer und Kochbuch unterm Arm – kommt Magda Leeb zum Gespräch. „Ich habe mit meinen Verwandten in Polen geskypt, um ja keine Tipps zu vergessen. Das war eine schöne Recherche. Ich bin total nostalgisch geworden“, erzählt die ehemalige Lehrerin, die seit einigen Jahren ihren Zweit- zum Hauptberuf gemacht hat: Kabarett und Improvisationstheater ist ihre Leidenschaft. Mit ihrem zweiten Soloprogramm „Kaiserin von Österreich“ verblüfft sie mit ihrer Schlagfertigkeit. Eine Mischung aus polnischem Humor, Wiener Schmäh und Waldviertler (ihr Vater stammt von dort) Bodenständigkeit. Drehbuch gibt es keines. Lacher aus dem Publikum umso mehr.
Ein bis zwei Mal pro Jahr, „aber auf jeden Fall zu Allerheiligen“, fährt die Wienerin nach Krzeszowice. In dem Ort bei Krakau wurde ihre Mutter geboren, die 43-Jährige selbst hat dort als Kind ihre Ferien verbracht. „Das sind meine schönsten Erinnerungen.“ Das kommunistische Polen hat sie noch gut vor Augen. „Lebensmittelknappheit und -karten, stundenlanges Anstellen, das hat mich als Kind schockiert.“ Und dann die Wende. Plötzlich kamen die Touristen, alles wurde bunt. „Als wir das erste Mal ohne Kontrollen über die Grenze gefahren sind, haben
wir geweint.“
Alt und Neu im Einklang
Während Warschau im Zweiten Weltkrieg total zerstört wurde, haben die historischen Bauten, der mittelalterliche Stadtkern, das jüdische Viertel und die alten Kaffeehäuser in Krakau überlebt. „Die Monarchie schwingt noch mit.“ Und trotzdem sei die südpolnische Stadt sehr modern geworden. Designfans werden im Forum Design oder im Concept Store Marka fündig, lässige Mode gibt es von Pan Tu Nie Stał und im Taki Tam Vintage Store.
„Der schönste Platz ist und bleibt der Hauptplatz Glówny mit den Tuchhallen und der Marienkirche“, schwärmt Magda Leeb. Die vielen Standler bieten Bernstein, Tischdecken oder Taschen an. Dass alles sehr touristisch ist, stört sie nicht. Unter den Tuchhallen sind archäologische Ausgrabungen mit einem Museum – „echt cool“.
Rund um den Platz und in den Arkaden reiht sich ein Kaffeehaus ans andere. „Ich gehe immer ins Noworolski, die haben wunderschöne Räume und die besten Cremeschnitten. Oder die Götterspeise – einfach göttlich!“ Im Restaurant Wesele oder bei Freunden bekommt Leeb ihre heiß geliebten traditionellen, polnischen Speisen: Bigos, den Krauteintopf, Pierogi, die berühmten Teigtaschen und die Zurek-Suppe im Brotteig (siehe links). Aus Krakau stammen die berühmten Obwarzanki, mit Salz, Mohn oder Sesam bestreutes Backwerk, ähnlich einem Brezel, die überall von Straßenhändlern verkauft werden. Straßenbahn-Nostalgikern empfiehlt sie die Tram Bar, in der die hölzernen Sitzbänke aus alten Wiener Straßenbahnen stammen.
Gerne spaziert Leeb vom Platz die alte Hauptstraße Ulica Grodzka auf den Hügel Wawel bis zum Königsschloss. „Von dort hat man einen schönen Ausblick auf die Weichsel.“ Nicht so touristisch überlaufen, aber bei der Krakauer Jugend angesagt, ist der Arbeiterstadtteil Nowa Huta. „Und nach wie vor zum Ausgehen und Flanieren ist das alte Judenviertel Kazimierz, wo auch viele Lokale sind.“
Wenn die Kabarettistin mit ihrem Mann und dem Sohn (6) in Polen unterwegs ist, steht ein Besuch im Stanislaw Lem Science Garden auf dem Programm. „Das ist ein Park, in dem man die unglaublichsten physikalischen Versuche im Freien ausprobieren kann, ob mit Wasser, Spiegeln, Licht oder Magneten.“
Magda Leeb packt ihre Notizen und Kochbücher wieder ein und freut sich auf ihre nächste Zugfahrt nach Krakau. „Wir haben kein Auto, ich bin eine passionierte Bahnfahrerin, da kann man die Landschaft langsam vorbeigleiten lassen.“
Termine von Magda Leeb:
Als „Die Kaiserin von Österreich“ ist Magda Leeb laut Kritikern vor allem die Kaiserin des Impro-Kabaretts. Sie lässt die Besucher ihre Wünsche auf Zettel schreiben und diese auf die Bühne legen, daraus macht sie spontan Stand-up-Comedy. Zu sehen ist Leeb unter anderem im Linzer Posthof (12.11.), im Theater am Alsergrund (21.12.) und in der Kulisse Wien (16.1.2020). Alle Termine: magdaleeb.com
Sehenswert
„Arche“ in Nowa Huta Die Kirche der Muttergottes und Königin von Polen war die erste neu gebaute Kirche im Arbeiterstadtteil Nowa Huta. Aufgrund ihrer Form wird sie „Arche des Herrn“ genannt. Das Gebäude ist eine der bedeutendsten Errungen-schaften der christlichen Sakralarchitektur nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil.
Krakau kulinarisch
Pierogi Die gefüllten Teigtaschen sind fixer Bestandteil bei Festmahlzeiten, aber auch im Alltag. Als Hauptbestandteile der Füllung sind Gehacktes, Topfen, weißer Bauernkäse, Speck, Erdäpfel, Pilze, Weißkohl, Spinat, Sauerkraut oder Obst üblich. Piroggen (die Schreibweise variiert) sind in osteuropäischen Ländern und in der finnischen Küche weit verbreitet.
Info
Essen und Trinken: Wesele, traditionelle Speisen, weselerestauracja.pl
Noworolski, die besten Cremeschnitten, noworolski.com.pl
Polnisches Desig Marka, Concept Store & Gallery, u.l. Józefa 5.
TakiTamVintage.pl und ForumDesignu.pl
Ausgehen Tytano – in einer alten Tabakfabrik, verschiedene Lokale, Kulturzentrum, tytano.org
Im Viertel Kazimierz, guter Startpunkt: Plac Nowy
Museum en.mocak.pl und muzeumkrakowa.pl
Auskunft polen.travel