Leben/Reise

Mexiko: Ein Luxushotel ganz für sich allein

Kokos-, Orange- und Tabaknoten kitzeln beim Betreten des Geschäfts in der Nase. Auf Glasregale sind Parfumflakons perfekt aufgereiht, dazwischen warten Seifen und Kerzengefäße darauf, probegerochen zu werden. Nur wenige Besucher der Parfümerie Coqui Coqui in Mérida wissen, dass sich im ersten Stock des Hauses ein Hotelzimmer der besonderen Art befindet.

Wenige Gehminuten vom lebendigen Zentrum der Hauptstadt Yucatáns entfernt, hat das Paar Nicolas Malleville und Francesca Bonato vor sieben Jahren einen exklusiven Rückzugsort geschaffen. Gelegen in einer ruhigen Seitengasse, ist ihr Kolonialhaus eine von fünf ihrer Residenzen, die sich auf der mexikanischen Halbinsel befinden.

Keine anderen Gäste

Hotelier wollte Malleville eigentlich nie werden. Vielmehr kam er durch Freunde auf die Idee, mit seinem Gespür für außergewöhnliche Gebäude und einzigartiges Interieur sich neben der Arbeit als Männermodel ein zweites Standbein aufzubauen. Nachdem seine Freundin und er sich 2003 ihr Traumhaus im hippen Urlaubsort Tulum gebaut hatten und immer mehr Freunde dort übernachten wollten, entschied sich der Argentinier, sein Zuhause um ein paar Zimmer zu erweitern.

Zeitgleich begann Malleville sich intensiv mit den Rohstoffen Yucatáns zu beschäftigen und gründete sein Parfumlabel Coqui Coqui. Mit Parfümerien, in deren Räumlichkeiten man auch übernachten kann, vereint er heute seine beiden Leidenschaften unter einem Dach.

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Luxuriös sind Mallevilles Unterkünfte, aber immer unaufdringlich. Auf eine 24-Stunden-Rezeption wird in Mérida verzichtet – schließlich ist das Haus mit der Reservierung des einzigen Zimmers auch gleich ausgebucht. Stattdessen bekommen Gäste den Schlüssel für das ganze Haus, in dem sich auch ein Pool und ein Spa befinden. Nach Geschäftsschluss, wenn keine Mitarbeiter oder Parfümerie-Kunden mehr da sind, können bis zum Morgen hunderte Quadratmeter ungestört genossen werden.

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Wie aus einer längst vergessenen Welt wirken die riesigen Luster, die in der Suite von den meterhohen Decken hängen. An venezianischen Putzwänden sind Barockspiegel angebracht, davor thronen zwei freistehende Badewannen mit Blick auf das Bett. Schafft man es angesichts dieser Annehmlichkeiten doch aus dem Haus, sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Méridas zu Fuß erreicht. Es lohnt sich, in den benachbarten Galerien vorbeizuschauen, wo mexikanische Künstler ihre Werke ausstellen, und die Kathedrale zu besuchen. Abends wird mit Tacos (besonders gut mit gebratenem Fisch), die in einem der Restaurants rund um den Hauptplatz bei Live-Musik serviert werden, der Hunger gestillt.

Sprung in die Cenote

Mérida ist idealer Ausgangspunkt, um die Maya-Ruinen der mexikanischen Halbinsel zu erkunden. Die bedeutendste und zu den „neuen sieben Weltwundern“ zählende, Chichén Itzá, ist in eineinhalb Stunden mit dem Mietauto erreicht.

Gegen Mittag, wenn die Touristenbusse in Restaurants pausieren, ist die ideale Zeit, um in einer Cenote Abkühlung zu suchen. Von den ehemaligen Kalksteinhöhlen, die sich nach dem Einstürzen ihrer Decken mit Süßwasser füllten, gibt es in Yucatán unzählige. Eine dreiviertel Stunde östlich von Chichén Itzá befindet sich mit der Hacienda San Lorenzo Oxman eine der schönsten. Die Kleinstadt Valladolid ist von hier aus in kurzer Zeit erreicht.

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Deutlich ruhiger als Mérida, fast schon verschlafen, präsentiert sich der Ort seinen Besuchern. Klassische Sehenswürdigkeiten gibt es nur wenige. Zu entdecken gibt es dennoch genug: An den niedrigen Häusern, die die Einheimischen in bunten Farben streichen, kann man sich kaum sattsehen. Wer durch die kleinen Gassen schlendert, sollte in eine der Boutiquen hineinschauen, wo handgemachte Tuniken aus Leinen von heimischen Designern verkauft werden. In jedem Fall muss Zeit für den besten Eissalon Yucatáns, Wabi Gelato, sein.

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Mit seinem Charme hat Valladolid auch Malleville und Bonato in den Bann gezogen. Bis vor einigen Jahren lebte das Paar hier mit seinen Kindern, heute stehen Gästen vier Hotelzimmer zur Verfügung. Gefrühstückt wird rund um den Brunnen im Innenhof, wo die Mitarbeiter zur gewünschten Uhrzeit selbst produzierten Tee und Müsli mit Kakao aus der Gegend servieren.

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Die Gründer von Coqui Coqui hat es unterdessen in neue Gefilde gezogen. Auf Bora Bora haben die beiden kürzlich ihre neue Boutique eröffnet – mit Parfums, deren Inhaltsstoffe aus Französisch-Polynesien stammen.

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Anreise Z. B. mit Austrian Airlines nach Toronto und mit United Airlines weiter nach Cancun, austrian.com, united.com, Fahrzeit von Cancun nach Mérida: ca. dreieinhalb Stunden

Einreise Visumfrei, mindestens sechs Monate gültiger Reisepass

Gesundheit In Mexiko ist das Zika-Virus aufgetreten. Das Außenministerium empfiehlt gefährdeten Personen (Schwangeren, Kindern) medizinischen Rat über Mückenschutz und anderen Vorbeugungsmaßnahmen einzuholen

Währung 1 Euro = ca. 23 mexik. Pesos (MXN)

Beste Reisezeit November bis April

Unterkunft Coqui Coqui, Mérida. Zimmer ab ca. 436 Euro; Méson de Malleville in Valladolid. Zimmer ab ca. 221 Euro

Essen Restaurant „La Recova Santa Lucía“  in Mérida, mexikanische und argentinische  Küche, Empanadas (gefüllte Teigtaschen) ab 2,50 Euro, Steak ab 15 Euro , larecovamerida.com.
– Unbedingt die Tacos probieren, die die Einheimischen an Straßenständen verkaufen.
– In Valladolid gibt es im Wabi Gelato grandioses Eis. Idealerweise schon am Vormittag kommen, da die besten Sorten schnell vergriffen sind.

Sightseeing Mérida ist bekannt für seine Galerien. Gleich neben Coqui Coqui befindet sich die Fundación de Artisans, die Werke heimischer Künstler ausstellt. Eintritt frei. Für den Besuch der Cenoten immer Bargeld mitnehmen. Eintritt ab ca. 3 Euro.

Sicherheit Yucatán gilt als sicher, die Autobahnen und Landstraßen sind in gutem Zustand. Es empfiehlt sich bei Autofahrten immer Bargeld für den Fall einer Polizeikontrolle dabei zu haben. Außerhalb der Hotels sprechen viele kaum oder wenig Englisch.

Buchtipp Lonely Planet Reiseführer Mexiko, Taschenbuch, Auflage 2019, Dumont, 28,99 Euro.

Auskunft visitmexico.com