Terror in Wien: Was die Untersuchungskommission leisten kann
Von Christian Böhmer
Nun steht sie also: Am Donnerstag wurde jene Untersuchungskommission präsentiert, welche die seit Tagen diskutierten Fehler im Vorfeld des Wiener Terroranschlags beleuchten soll.
Vorsitzende ist, wie berichtet, die Wiener Strafrechtsexpertin Ingeborg Zerbes; ihr stehen ihr Wiener Universitätskollege Franz Merli sowie Werner Pleischl, Herbert Anderl und Hubertus Andrä zur Seite.
Pleischl und Anderl sind Interessierten ein Begriff: Werner Pleischl war vor seiner Pensionierung Chef der Oberstaatsanwaltschaft Wien sowie Chef der Generalprokuratur und Vorsitzender des Weisungsrats im Justizressort. Herbert Anderl bekleidete bis 2013 den Posten des Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit – er war also ranghöchster Beamter der Sicherheitsverwaltung.
Die Sicht von außen, sprich internationale Expertise, kommt von Hubertus Andrä. Er war Polizeipräsident in München.
Kann und wird diese Kommission auch unbequeme Wahrheiten benennen?
Die Voraussetzungen dafür sind ausnehmend günstig. Denn im Unterschied zu anderen Anlässen steht im vorliegenden Fall vorab fest, dass der Verfassungsschutz jedenfalls neu aufgestellt werden muss – heikle Befunde können die Politik also nicht überraschen, sie sind geradezu erwartbar.
"Zeitlich durchaus knapp"
Als Vorsitzende der Hypo-Untersuchungskommission hatte Irmgard Griss 2014 ein Themengebiet zu beackern, das politisch heikel und inhaltlich durchaus fordernd war. Die frühere Nationalratsmandatarin und Präsidentin des Obersten Gerichtshofs sieht für die Zerbes-Kommission in einem ersten Urteil vor allem zwei Herausforderungen: Das eine ist die zeitliche Vorgabe. „Wenn es dabei bleibt, dass die Kommission innerhalb von nur vier Wochen ihren ersten Bericht abliefern muss, so ist das zeitlich durchaus knapp“, sagt Griss.
Erfahrungsgemäß seien wichtige Vorgänge und Gespräche nicht immer umfassend verschriftlicht. Wolle man also tiefer in die Materie eintauchen, seien Befragungen unumgänglich. „Aber das braucht seine Zeit.“
Unterrepräsentiert
Ein weiterer Punkt, den die frühere Höchstrichterin anbringt, ist die möglicherweise unterrepräsentierte Expertise im Bereich der Nachrichtendienste. „Die Justiz und der Polizeiapparat sind in der Kommission sehr gut abgebildet“, sagt Griss.
Für die Nachrichtendienste gelte das nicht im selben Maß – was ein Problem sein könnte. „Denn immerhin geht es bei den Vorwürfen darum, dass wesentliche Informationen der Nachrichtendienste nicht weitergeleitet worden sind.“