SP-Dornauer gibt rechtem Magazin Interview - und erntet Shitstorm
Tirols oberster Sozialdemokrat Georg Dornauer sorgt wieder einmal für Aufsehen. Diesmal gab der querköpfige Landesparteichef der rechten Zeitschrift Info-Direkt ein Interview und wurde dafür prompt heftig kritisiert.
Info-Direkt steht laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) an der Grenze zum Neonazismus. Die Zeitschrift kleide „klassisch rechtsextreme Weltanschauung in ein modernes Gewand“. Bis vor wenigen Monaten hielten auch FPÖ-Funktionäre Anteile an dem Magazin, mussten sie jedoch nach entsprechenden Enthüllungen im Zuge der Identitären-Ermittlungen abgeben.
Kein Grund für Dornauer, sich nicht trotzdem für ein Interview zur Verfügung zu stellen. Die Redaktion dankte es mit einer freundlichen Einleitung, in der insbesondere Dornauers "offene Art, auf Menschen und Dinge zuzugehen" Erwähnung findet, bringe diese doch "auch frischen Wind in die SPÖ". Überhaupt zähle Dornauer ja - neben Hans Peter Doskozil - zu den "pragmatischeren Stimmen in der SPÖ".
Shitstorm
In den sozialen Medien wurde Dornauer für das Interview am Montag weniger freundlich behandelt. Wer einem rechtsextremen Medium wie Info-Direkt ein Interview gäbe, legitimiere es damit automatisch, so der hauptsächliche Vorwurf - der einmal mehr, einmal weniger höflich formuliert war. Die weniger höflichen inkludierten auch Aufrufe an Dornauer, künftig besser zu schweigen und Fragen, ob er nicht in Wahrheit ein Agent der FPÖ sei.
Dornauer selbst scheint freilich überhaupt nicht zu verstehen, wofür er da eigentlich kritisiert wird. Er "rede mit allen", schrieb das rote Tiroler Enfant terrible auf Twitter, habe auch in diesem Interview "sozialdemokratische Positionen zum Ausdruck gebracht", Unterstützung für das Blatt bringe das nicht zum Ausdruck.
In dem Interview spricht Dornauer über die türkis-blaue Regierungspolitik und meint unter anderem, der Familienbonus wäre "in die richtige Richtung" gegangen. Auch schließt er eine Koalition mit den Freiheitlichen nicht kategorisch aus. Beides nicht unbedingt Positionen, die die Parteiführung teilt.
Doch der Tiroler ist einer, der gerne aneckt. Ende 2018 sah er sich wegen eines sexistischen Sagers mit parteiinternen Rücktrittsaufforderungen konfrontiert. Und erst Anfang August verstörte er seine Genossen, als er das Schild vor der Tiroler SPÖ-Zentrale neu gestalten und im Zuge dessen ein Portrait von sich selbst anbringen ließ.
Drozda: "Zweifellos ein Fehler"
Auch mit dem Info-Direkt-Interview hat die Parteispitze keine rechte Freude. Es sei "zweifellos ein Fehler" gewesen, mit der rechten Postille zu sprechen, ließ Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda dem KURIER auf Anfrage ausrichten. Trotz der von Dornauer geäußerten Absicht, in dem Interview sozialdemokratische Positionen zu vertreten, sei das Interview "unverständlich", so Drozda. Das sei auch Dornauer so kommuniziert worden.
Der Tiroler ist freilich nicht der erste Politiker, der durch seine Präsenz in Info-Direkt für Aufsehen sorgte. Anfang 2018 war der damalige ÖVP-Abgeordnete Efgani Dönmez in die Kritik geraten, weil er einen Gastkommentar in der Zeitschrift veröffentlicht hatte. Wenn ein Abgeordneter für ein "rechtsextremes und antisemitisches Blatt" schreibe, habe er entweder "keine Ahnung" oder handle "bewusst demokratiefeindlich", hatte damals Willy Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees, gemeint und ÖVP-Parteichef Sebastian Kurz zum Handeln aufgerufen.
Sabine Schatz, die erinnerungspolitische Sprecherin der SPÖ, hatte wiederum gemeint, Dönmez legitimiere durch seinen Gastkommentar "das Heft und dessen problematische Blattlinie mitsamt den Personen, die dieses Magazin hervorbringen“. Kurz müsse darum erklären, "wie er dieses Medium sowie dessen Ausrichtung und Inhalte bewertet".
In der aktuellen Ausgabe beantwortet unter anderem auch Sebastian Kurz drei Fragen. Nach Informationen der Presse war dieses Kurz-Interview jedoch weder vereinbart noch autorisiert. Ein Autor der Zeitschrift habe Kurz seine Fragen am Rande eines Termins gestellt und die Passagen anschließend verwendet.