Podcast: Was Jungpolitiker über Religion und Social Media denken
Warum ich in die Politik gegangen bin
Meine Eltern haben mich immer dazu ermutigt, Dinge umzusetzen. Ich war mit 16 in der Schülervertretung. Da hab ich gemerkt, dass die Lehrer eine eigene Meinung haben, wir Schüler aber auch. Ich bin dafür oft aufgestanden, habe manchmal auch einen auf den Deckel bekommen. Danach war ich in der Schüler- und Landesschülervertretung. Als ich gefragt wurde, ob ich der Liste Jetzt beitreten möchte, war meine erste Reaktion: „Nein! Fix nicht!“ Dann bin ich darauf gekommen, dass das, was ich in den letzten Jahren im Start up-Bereich gemacht habe, auch Politik war. Ich habe Lösungen für Probleme gesehen und sie umgesetzt, dadurch war ich ein Sprachrohr. Das mache ich jetzt auf politischer Ebene.
Darum ist politische Bildung wichtig
Ein eigenes Fach für politische Bildung würde der Thematik einen ganz anderen Stellenwert geben. Kinder und Jugendliche würden merken, dass das etwas ist, mit dem sie sich mehr auseinandersetzen sollten. Da muss auch der Anspruch da sein, Empathie und einen Perspektivenwechsel zu erzeugen. Schüler müssen die Fähigkeit mitbekommen, zu verstehen, wofür Demokratie gut ist und was passieren würde, wenn wir sie nicht hätten. Dafür braucht es auch Online- und Medienkompetenz. Kinder und Jugendliche müssen das auch lernen, um Information wie Statistiken richtig verarbeiten zu können.
Religions- versus Ethikunterricht
Der Idee, einen Ethik- statt einem Religionsunterricht einzuführen, kann ich viel abgewinnen. Der Ethikunterricht kann der neutrale Boden sein, auf dem man über Religionen sprechen kann. Dabei muss man sich aber weg von den Dogmen bewegen, weg von den versteiften Meinungen, hin zu einem Raum für Diskussion, den man für alle schaffen kann. Man darf einen Klassenraum nicht in Religionen zerteilen.
Warum ich in die Politik gegangen bin
Ich war nie in der Schülervertretung, ich war nicht einmal Klassensprecher. Das ist eher etwas Untypisches, wenn man sich vor allem junge Politiker anschaut. Meine Eltern waren immer politisch interessiert. Das einzige, was es bei uns im Fernsehen gab, war die ZiB. Auch in unsere Diskussionen waren wir stets politisch. Meine Eltern waren nicht begeistert, als ich in die Politik gegangen bin, eher besorgt. Angefangen habe ich in der ÖH 2011. Dort habe ich mich für die Julis engagiert; das waren damals nur zehn Personen. Trotz der Sorge meiner Eltern haben sie mich unterstützt, was für mich auch immer ein Antrieb war.
Darum ist politische Bildung wichtig
Das Ziel der Schule muss immer sein, mündige Bürger ins Leben zu bringen. Da ist natürlich die Diskussion über politische Bildung sehr wichtig. Ich glaube, dass ein Fach ganz grundsätzlich dem Thema einen gewissen Stellenwert bringen würde, der durchaus sinnvoll ist. Es darf aber nicht bei einem Fach bleiben. Die Pädagogen, die wir gerade in den Schulen haben, sind die Menschen, die die zukünftigen Generationen mehr prägen werden als kaum jemand anderer, weil sie extrem viel Zeit mit ihr verbringen. Deswegen ist die Lehrerausbildung ein ganz wichtiger Ansatzpunkt.
Religions- versus Ethikunterricht
Es braucht einen Unterricht für Ethik und Religionen. Das hängt eng zusammen, gerade, wenn wir uns die Herausforderungen anschauen, die wir derzeit in der Integration haben. Es ist wichtig zu wissen, wie Religionen aufgebaut sind und warum manche Prozesse so laufen, wie sie es tun. Deswegen ist es wichtig, dass man über mehr als eine einzige Religion Bescheid weiß. Das im Ethikunterricht gemeinsam mit sehr vielen Fragen zu diskutieren, halte ich für sehr wichtig. Was man bei der Diskussion über Bildung nicht vergessen darf, ist, dass Schülerinnen und Schüler 12,5 Prozent der Bevölkerung ausmachen aber – das wurde im Unterrichtsausschuss sehr schön gesagt – 100 Prozent unserer Zukunft sind.
Warum ich in die Politik gegangen bin
Meine Eltern waren überrascht, als ich in die Politik gegangen bin. Sie sind zwar politisch interessiert, aber nicht aktiv. Sie haben es eher als unvernünftig empfunden, dass ich in die Politik wollte, weil es sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat. Aber für mich war Politik immer eine Leidenschaft, etwas Revolutionäres. Nach der Schülervertretung habe ich bei der Jungen ÖVP in Favoriten angefangen, das war ja nicht gerade die Hochburg unserer Partei. Ich wollte diese Challenge, etwas zu verändern. Das ist mir bis heute geblieben, ich vertrete auch nicht ausschließlich Mehrheitspositionen in meiner Partei.
Darum ist politische Bildung wichtig
Ich habe nach der Matura nicht gewusst, wie die EU funktioniert. Solche Themen hatten in der Schule wohl eher den Stellenwert von etwas Privatem oder Unangenehmen. Die Risiken von Soziale Medien und Fake News sind aber Probleme, die man in der Schule thematisieren muss. Politische Bildung ist eben keine Privatsache sondern langfristig eine Überlebensfrage für unsere demokratischen Strukturen. Man muss kommenden Generationen eine Basis an Medienkompetenz und Demokratiebewusstsein mitgeben, damit sie wissen, welchen Informationen sie vertrauen können, was sie mit ihrer Stimme bewirken können und welchen Wert das Ganze hat.
Religions- versus Ethikunterricht
Ich halte eine Abschaffung des Religionsunterrichts für sehr gefährlich. Schauen wir nach Frankreich, wo das passiert ist. Da findet Religionsunterricht nicht mehr unter gesicherten Rahmenbedingungen statt, unter staatlicher Kontrolle, sondern in privaten, viel extremistischeren Hinterzimmern. Das gilt es unter allen Umständen zu vermeiden. Ich finde es viel sinnvoller, wenn Religion in der Schule einen Platz hat. Und für alle, die nicht in den Religionsunterricht gehen, sollte es Ethikunterricht geben. Das halte ich für das sinnvollste Modell.