ÖVP-Parteitag: Ein fast farbloser Kurz verabschiedete sich
Von Ida Metzger
Manchmal werden Erwartungen geschürt, die sich nicht erfüllen. Was wurde nicht alles über den Auftritt vom Bundeskanzler außer Dienst, Sebastian Kurz, spekuliert? Er wird eine Rede halten, dann wieder doch nicht. Bekommt Kurz mehr Applaus als sein Nachfolger Karl Nehammer?
Was dann auf der Bühne passierte, hatte niemand auf der Rechnung. Derjenige, der die 1.300 Gäste (darunter 524 Delegierte) euphorisierte, war nicht Sebastian Kurz, sondern Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel. Beide wurden auf der Bühne interviewt.
Während Sebastian Kurz viel über seinen Spagat als Vater und Vielreisender (20 Tage im Monat) und schlaflose Nächte parlierte, sprach Schüssel den ÖVPlern aus dem Herzen. Gegen Schüssel wirkte Kurz fast farb- und emotionslos.
Pessimismus nicht nötig
Die Botschaft von Schüssel an die Anwesenden am Parteitag: Wir müssen uns nicht fürchten, sondern die ÖVP muss wieder kämpfen. Er habe als Kanzler 300.000 Demonstranten am Heldenplatz erlebt, die gegen die Pensionsreform auf die Straße gingen. Aber genau diese Reform habe das Pensionssystem gerettet. Dazu kamen noch die wöchentlichen „Donnerstagsdemonstrationen“ gegen die Koalition.
Pessimismus sei nicht angebracht, sagte Schüssel. Denn: „Pessimist ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst.“ Für seine kritische Anmerkung, wer den Rechtsstaat und die Persönlichkeitsrechte schütze, gab es tosenden Zwischenapplaus.
Gegen einen so emotionalen Schüssel hatte es selbst das ehemalige Polit-Talent Kurz schwer. Er bedankte sich für 20 Jahre in der Politik, wo er viele Freunde fürs Leben gefunden habe. Der Altkanzler Kurz habe auch dem Kanzler außer Dienst Schüssel viel zu verdanken, weil er ihn als 15-Jähriger bewunderte, mit welchem Mut Schüssel Reformen durchgezogen habe.
Am Ende gab es dann doch noch stehende Ovationen für die beiden Ex-ÖVP-Kanzler.