Politik/Inland

"Nationalistisch, korrupt und blöd": Internationale Pressestimmen

Die folgenschwere "Ibiza-Affäre" hat in den internationalen Medien für ein ordentliches Beben gesorgt. Der österreichischen - noch amtierenden - Regierung werden dabei nicht unbedingt Höchstnoten attestiert. Es folgt eine kleine Zusammenfassung.

Deutschland: Freude bei der taz - "Tschüss, HC"

Der Spiegel, Hamburg: "Kurz' Schluss. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz ist mit seinem Vorhaben, mit Rechtspopulisten zu koalieren, krachend gescheitert. Nun will er Neuwahlen und möglichst alleine regieren. Das ist ein riskanter, aber geschickter Schachzug."

Tageszeitung (taz), Berlin: "Tschüss, HC Strache! Der Staatsumbau nebenan. Das Ibiza-Video enthüllt, wohin Bündnisse neoliberaler und autoritärer Emporkömmlinge streben."

Die Zeit, Hamburg: "Kurz will weiterregieren. Am liebsten allein. Was kommt nun? Die ÖVP hofft darauf, enttäuschte Wähler der Freiheitlichen einzufangen. Schon einmal hat das funktioniert, im Jahr 2002."

Die Welt, Berlin: "Das ist das Ende eines politischen Projekts. Es war der Versuch, in einem verkrusteten politischen System mit einer ausgezehrten Dauerkoalition von Konservativen und Sozialdemokraten (SPÖ) einen neuen Weg zu gehen."

Weser-Kurier, Bremen: "Wer die Zuwanderungs- und EU-Politik der FPÖ gut findet, wird sie auch im September wiederwählen - und angesichts der Umstände ohnehin davon ausgehen, dass Strache nur das Opfer einer finsteren Intrige mächtiger Eurozentristen ist."

Italien: "Nationalistisch, korrupt und blöd"

Corriere della Sera, Mailand: "Nationalistisch, korrupt und blöd: Ein politisches Erdbeben zwingt Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zum Rücktritt von allen Ämtern. Straches Sturz hat Bundeskanzler Kurz bewogen, die Wette seines Lebens zu wagen und Neuwahlen auszuschreiben."

Il Messaggero, Rom: "Eine politische Bombe explodiert in Österreich eine Woche vor den EU-Parlamentswahlen. Ein Skandal dieser Art ist noch nie in der republikanischen Geschichte Österreichs geschehen."

Russland hofft, dass die "Kanäle" intakt bleiben

Kommersant, Moskau: "Es bleibt zu hoffen, dass die vorhandenen bilateralen Kanäle stark genug sind, sowohl die Neubesetzungen in der Regierung auszuhalten, als auch die Tatsache, dass österreichische Teilnehmer beliebiger informeller Treffen mit Russland nunmehr an eine versteckte Kamera hinter dem Sofa denken werden."

Komsomolskaja Prawda, Moskau, zur angeblichen Oligarchen-Nichte: "Diese Femme fatale (besonders attraktive Frau mit dämonisch-erotischen Kräften, Anm.) war wahrscheinlich entweder eine Agentin westlicher Geheimdienste oder sie hat in ihrem Interesse gehandelt."

Schweiz und USA: "Populistendämmerung?"

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz: "Mit Heinz-Christian Strache ist eine der Vorzeigefiguren der europäischen Rechten über ein kompromittierendes Video gestolpert. Stehen wir jetzt am Anfang der Populistendämmerung in Europa? So sehr man sich das auch wünschen würde: Es ist wenig wahrscheinlich."

New York Times, USA: "Die Enthüllungen folgten einer Serie von Fehlschritten der Freiheitlichen Partei und werfen neue Befürchtungen auf, ob die Partei versucht hat, während ihrer Regierungsbeteiligung die liberale Demokratie und die österreichische Pressefreiheit zu unterwandern."