Politik/Inland

Mindestsicherung: Kinder und ihr kleiner "Luxus" zu Weihnachten

Isabella B. hat nicht viel Geld. Im Überfluss aber hat sie Ideen. Mit ihren vier Kindern lebt die 39-Jährige in einer Altbauwohnung in Wien – und hat auf 85 Quadratmetern erstaunliches geschaffen. Jedes ihrer Kinder hat ein eigenes Zimmer; sie hat eigenhändig Wände eingezogen, Hochbetten und raffinierte Schrankkonstruktionen gebaut. Der Christbaum wird morgen bis zur Decke reichen und darunter liegen dann Geschenke, die nicht vermuten lassen, dass hier fünf Bezieher von Mindestsicherung leben.

Nicht, weil es viel ist, was die Familie an Sozialhilfe erhält – rund 1500 Euro –, sondern weil die Mutter damit umzugehen weiß. „Am 1. jeden Monats lege ich zehn Cent in ein Sparschwein, am 2. dann 20 Cent und so weiter. Das mache ich jeden Monat neu und habe bis Weihnachten um die 600 Euro beisammen“, erklärt sie. Davon geht sich am Heiligen Abend ein kleiner „Luxus“ aus, auf den die Familie sonst verzichtet.

Das Geld war bei Isabella immer knapp. Jetzt ist sie in Ausbildung und will sich bald als Trainerin für Lernschwache selbstständig machen. Mit der Neuregelung der Mindestsicherung dürfte sie wegen der Staffelung der Beträge (siehe Grafik) trotz neuem Alleinerzieher-Bonus mit noch weniger aussteigen.

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„Beisammensein ist viel wert“

In Österreich leben 81.334 Kinder in Familien mit Mindestsicherung. Sozialorganisationen kritisieren die Pläne der Regierung scharf und befürchten, dass eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt wird. „Kinder, die Armut erfahren, haben schlechtere Bildungs- und Zukunftschancen. Wer hier kürzt, nimmt ihnen ganz konkret Teilhabe und Entwicklungschancen“, betont Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter.

Auch Isabella hält es für „ein absolutes No-go“, dass bei Kindern gespart werden soll. „Später, wenn sie groß sind, sollen sie ja selbst arbeiten und etwas beitragen. Ich wünsche mir, dass die Politik mehr auf deren Bedürfnisse eingeht.“

Das Gefühl, ihren Kindern – 20 Monate, acht, 16 und 18 Jahre alt – würde etwas fehlen, hat sie aber nicht. Immer wieder hört sie: „Wieso gehst ned hackeln?“, und erklärt dann, sie nehme sich die Auszeit für ihre Kinder. „Ich sehe, dass es ihnen gut geht. Es ist viel wert, wenn man füreinander da ist, beisammensitzen, reden und lachen kann.“