Buwog-Prozess: Grasser-Einvernahme beginnt am Dienstag
Von Karl Oberascher
Tag 40 im Buwog-Prozess und ein letztes Mal lag es an Walter Meischberger, sich zu erklären.
Jedoch nicht mehr vor Richterin Marion Hohenecker. Die ging in den vergangenen zehn Verhandlungstagen jedes Detail - von Kontobewegungen über sein Tagebuch bis hin zu den berühmten Telefonprotokollen - mit dem Zweitangeklagten durch.
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Nein, heute war die Staatsanwaltschaft an der Reihe, Fragen zu stellen. Das Problem nur: Der sonst so redselige Meischberger wollte diese partout nicht beantworten. Seine kampfeslustig vorgetragene Begründung: Die beiden Staatsanwälte Alexander Marchart und Gerald Denk hätten es in den vergangenen sieben Jahren verabsäumt, mit ihm zu sprechen und hätten die 800-seitige Anklageschrift verfasst, ohne sich "auch nur einmal persönlich einen Eindruck" von ihm gemacht zu haben. Da müsse er nicht heute mit dem Fragen-Beantworten anfangen. Und überhaupt: "Die Staatsanwaltschaft ist ein willfähriges politisches Werkzeug", sagte Meischberger mehrmals.
Rekordbefragung
Außerdem sei er in den letzten achteinhalb Jahren insgesamt mehr als 300 Stunden lang zu diesem Fall befragt worden. "Ich glaube nicht, dass jemals ein Angeklagter länger in einem Stück vom Gericht befragt wurde", sagte Meischberger. Aber es sei den Staatsanwälten nie darum gegangen, die Wahrheit zu ergründen, sondern Grasser zu verfolgen.
Soviel zu Meischbergers abschließendem Auftritt am Donnerstagvormittag, der eher zur Aufführung eines skurrilen Schauspiels aus Fragen und deren Verweigerung als zum weiteren Erkenntnisgewinn diente. Denn auch die Fragen des Privatbeteiligtenanwalts Johannes Lehner ließ Meischberger allesamt unbeantwortet.
Am Dienstag kommt Grasser
Damit ist der Weg frei für die Einvernahme des nächsten Angeklagten. Und das wird, wie viele Prozessbeobachter bereits erwarteten, Karl-Heinz Grasser sein. Der ehemalige Finanzminister kündigte für heute bereits eine Erklärung an, die er zu Beginn seiner Einvernahme vortragen werde.
Er sei zwar vorbereitet, aber diese Darstellung werde auf jeden Fall länger als eine Stunde dauern, sagte der Hauptangeklagte heute, als die Befragung Walter Meischbergers rund eine Stunde vor dem für 14 Uhr angesetzten Verhandlungsende abgeschlossen wurde. Daher würde er gerne damit erst nächste Woche anfangen, sagte Grasser. "Das ist hier kein Wunschkonzert", meinte die Richterin lächelnd, gab aber dem Wunsch statt.
Kurier.at wird wie immer live aus dem Großen Schwurgerichtssaal im Wiener Straflandesgericht berichten.