"Mann, spricht's an!": Kampagne gegen Gewalt startet
Während der ab diese Woche laufenden "16 Tage gegen Gewalt" richtet das Sozialministerium mit einer Sensibilisierungskampagne den Fokus auf Männergewalt. "Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass Fälle häuslicher Gewalt während eines Lockdowns leider zugenommen haben. Daher ist Aufklärung nun besonders wichtig", sagte Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Man wolle vermitteln: "Wer Hilfe sucht, zeigt Stärke", so Justizministerin Alma Zadić (Grüne).
Insgesamt umfasse das Maßnahmenpaket des Sozialministeriums zur Gewaltprävention heuer ein Ausgabenvolumen von rund vier Millionen Euro. Die Kampagne "Mann spricht's an" soll Betroffene wie potenzielle Täter über Unterstützungsangebote aufklären.
"Diese müssen niederschwellig und in der Bevölkerung bekannt sein. Gewaltprävention und Opferschutz brauchen Täterarbeit sowie Männer- und Burschenarbeit, damit Gewalt erst gar nicht entsteht", so Mückstein. "Gewalt von Männern reicht von abfälligen Bemerkungen über verbale Gewalt durch Beschimpfungen, über selbstverletzendes Verhalten und physische Gewalt gegenüber anderen bis hin zum Mord."
28 Frauenmorde
"In der weit überwiegenden Anzahl von Fällen von Gewalt gegen Frauen geht diese von Männern aus. Heute zählen wir bereits 28 Frauenmorde und zusätzlich 40 Frauen, die beinahe ermordet wurden", sagte Zadić. "Veraltete und überholte Vorstellungen von Männlichkeit spielen hier eine große Rolle. Als Gesellschaft müssen wir genau da ansetzen."
In Zukunft können bei Verfahren zum Schutz vor Gewalt in Wohnungen und zum allgemeinen Schutz vor Gewalt auch Richterinnen und Richter auf Antrag oder von Amts wegen die Teilnahme an einer Beratung zur Gewaltprävention anordnen, wenn der Gefährder noch an keiner Gewaltprävention nach dem Sicherheitspolizeigesetz teilgenommen hat. Ergänzend plant auch das Justizministerium eine Informationskampagne, um Frauen und Kinder auf das Instrument der Prozessbegleitung aufmerksam zu machen.
"Ich will direkt bei Männern ansetzen, bevor es zu Gewalt kommt und dabei nicht die Symptome behandeln, sondern die Wurzeln", sagte Mückstein. Das Sozialministerium baue zudem das Angebot im Bereich der Männerberatungen und in der gewaltpräventiven Buben- und Burschenarbeit mit dem Dachverband für Männer-, Burschen- und Väterarbeit in Österreich (DMÖ) aus. Das Männerinfo-Telefon wird verstärkt.
Infos: www.mannsprichtsan.at
Männerinfo - die Krisenhotline 0800 400 777