Erzbischof Lackner: "Es darf zu keinem Lockdown der Herzen kommen"
Von Johanna Hager
Erstmals fand die Herbst-Vollversammlung der österreichischen Bischofskonferenz - bedingt durch Corona - via Video statt. Die Ergebnisse nach den viertägigen Beratungen präsentierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, am Freitag.
Es gehe wirklich etwas verloren, "wenn man sich nicht persönlich treffen kann", schickt Erzbischof Lackner eingangs voraus, da die Bischofskonferenz diesmal und erstmals digital stattgefunden hat. Lackner zitiert angesichts des Terrorattentas das Wort von Papst Franziskus, "dass die Religionen niemals zum Krieg aufwiegeln und auch nicht zum Blutvergießen aufrufen dürfen". Die Kooperation zwischen Religionen und Staat seien in Österreich "vorbildlich geregelt". Es brauche jedoch einen "redlichen Diskurs".
Betreffend Corona sagt Lackner: "Die Kirchen bleiben für das Gebet offen. Gottesdienste können stattfinden. Die Wärmestuben für karitative Zwecke sind weiter offen. Seelsorge - auch in Schulen - wird es weiterhin geben. Es darf zu keinem Lockdown der Herzen kommen."
"Impfstoff zu vertretbaren Preisen"
Hoffnung gibt den Bischöfen die jüngste Nachricht über einen aussichtsreichen Impfstoff. Dieser müsse aber weltweit auch zu "vertretbaren Preisen" zur Verfügung gestellt werden. Personen, die wegen ihrer beruflichen Funktion sehr häufig mit infizierten Menschen in Kontakt kommen oder besonders schützbedürftig sind, sollten bei der Verteilung der anfänglich knappen Dosen zudem bevorzugt werden.
Sehr große finanzielle Einbußen beklagt die Kirche nach wie vor bei der Kollekte aufgrund der wegen der Pandemie wenigen Kirchenbesucher. Einschnitte gebe es auch bei der Caritas, deren Sammlung in diesem Jahr nicht stattfinden konnte, berichtete Lackner. Einen Anstieg bei den Kirchenaustritten habe man hingegen nicht verzeichnen können, diese bewegten sich wie jedes Jahr um die ein Prozent der Gläubigen.
Die Kirche spricht sich für Impfungen, auf Nachfrage aber nicht für eine Impfpficht aus, und appelliert an die Eigenverantwortung des Einzelnen: "Wir vertrauen auf das soziale Gewissen der Christinnen und Christen."
Keine Taufen, Erstkommunion und Hochzeiten
In Kirchen gilt weiterhin ein Mindestabstand von eineinhalb Metern und muss weiter ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Darüber hinaus hat sich die katholische Kirche dazu verpflichtet, Taufen, Erstkommunionen und Hochzeiten zu verschieben. Auf ein genaues Datum, wann beispielsweise Taufen wieder stattfinden werden können, will sich Lackner auf Nachfrage nicht äußern.
Die Eucharistie kann weiterhin stattfinden, weil sie strikt geregelt ist, so Lackner, der zitiert "sine dominico non possumus" (ohne Sonntag können wir nicht leben)
Lackner spricht sich in seinem Statement zudem für den Klimaschutz und gemäß der Enzyklika "Fratelli tutti" für den nachhaltigen Einsatz für Menschenrechte aus. Es gehe der Kirche darum, die Ursachenbekämpfung von Flucht und Migration weiter zu betreiben und die Schutzsuchenden so weit als möglich aufzunehmen. "Die Kirche sieht sich als Anwältin der Schutzsuchenden und Notleidenden."
Zur geopolitischen Lage sagt Lackner: "Wie zerbrechlich der Frieden ist, das zeigt der Konflikt in Berg-Karabach. Die Bischöfe hoffen, dass der Waffenstillstand hält. Dabei ist der Zivilbevölkerung samt der Bewahrung der Gotteshäuser vordringlich."