FPÖ in Opposition: Kickl starker Mann, Hofer Nationalratspräsident
Von Johanna Hager
Die Luft ist zum Schneiden. Wegen der Hitze, des Rauchs, der Stimmung. Erst herrscht Bunkerstimmung in der Parteizentrale, dann „Jetzt erst recht“-Haltung bei der Abschlussveranstaltung im Wiener Prater.
Der verheerende Verlust von 10 Prozentpunkten ist sichtbar an den Balken im TV. Das Minus von 21 Mandaten im Parlament ist ablesbar in den Gesichtern. „Wir haben zwei blaue Augen und ein gebrochenes Kinn“, ruft Wiens Spitzenkandidatin Dagmar Belakowitsch in die Menge. Das einzig Gute am schlechten Ergebnis vor allem in Wien sei, dass Philippa Strache (Platz 3 der Wiener Liste) ziemlich sicher kein Mandat erhalte, so ein ranghoher FP-Mann. „Ein Problem weniger.“ Das wahre Problem sei immer noch ihr Mann.
Strache gibt keine Ruhe
Sonntagvormittag wollte ihn die FPÖ-Führung dazu bringen, seine Parteimitgliedschaft ruhend zu stellen. Sonntagabend ging das Gerücht, Strache wolle in der Hofburg ein TV-Interview geben. Das konnte verhindert werden. Unausweichlich ist der endgültige Bruch mit dem Ex-Chef. Die Landesgruppen Oberösterreich, Steiermark, Tirol und Salzburg sind gewillt, die Weichen zu stellen, damit Strache aus der Partei ausgeschlossen wird.
Geht es nach den Ländern, soll es am Dienstag so weit sein, noch ehe die Behörden seine Spesen-Affäre aufgeklärt haben werden. Als triftiger Ausschlussgrund soll „parteischädigendes Verhalten“ geltend gemacht werden.
Doch mit dem Ausschluss wird es nicht getan sein. Ex-Innenminister Herbert Kickl und FPÖ-Chef Norbert Hofer wissen, dass es kein Zurück auf die Regierungsbank geben wird: „Wir bereiten uns auf die Opposition vor.“
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky kündigt an, es werde zu einer „Wähler-Rückholaktion“, zu einer „Neuordnung der Partei“ kommen. Und es soll Richtlinien geben, wie es sich zu verhalten gelte und Spesen abgerechnet werden. Das alles muss schnell gehen, denn die nächsten Wahlen sind in wenigen Wochen. Noch heuer in der Steiermark – 2020 gilt es Landtagswahlen im Burgenland und in Wien zu schlagen. Wer in Wien die FPÖ anführen wird, das ist das Gesprächsthema an diesem schwarzen Abend für die Blauen. Neben dem Déjà-vu, das viele Funktionäre haben.
Sie erinnern sich an Haider. An seinen Erfolg, an Knittelfeld, die Spaltung der FPÖ 2005 und die Wahl 2008. Fast auf den Wahltag genau am 28.9. vor elf Jahren erreicht die FPÖ unter Heinz-Christian Strache 17,5 Prozent. Sein Konkurrent ist damals Jörg Haider und das „Bündnis Zukunft Österreich“ (10,7 Prozent). Elf Jahre später sind die Freiheitlichen unter dem Niveau von 2008. Und sie machen das, was sie kennen und können. Sich auf sich und einen Gegner einschwören. „Lass Kurz nur eine Regierung machen mit den Grünen. In spätestens zwei Jahren ist Türkis-Grün wieder Geschichte, und wir sind wieder da“, heißt es an jedem Tisch bei Gulasch und Bier.
Kickl tritt in Wien an
Es werden Pläne geschmiedet. Demnach soll Herbert Kickl in Wien kandidieren. „Wo, wenn nicht in Wien, sind Kickls Themen präsenter“, sagt ein FPÖler. Wien wählt spätestens in einem Jahr. Norbert Hofer wird – auch aus Rücksicht auf seine Gesundheit – Dritter Nationalratspräsident. Kickl soll Klubchef bleiben.