Politik/Inland

Erzbischof von Wien? Auf Glettler könnten höhere Weihen warten

Kardinal Christoph Schönborn wird Papst Franziskus im kommenden Jahr seinen Rücktritt anbieten.

Das liegt jedoch nicht am Gesundheitszustand des Wiener Erzbischofs, der sich im Mai einer Prostata-Operation unterziehen muss. Sondern vielmehr daran, dass jeder Diözesanbischof, der das 75. Lebensjahr vollendet, laut Kirchenrecht dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten muss. Dieser entscheidet dann „nach Abwägung aller Umstände“, ob er das Gesuch annimmt. Bei Schönborn ist das im kommenden Jänner der Fall.

Paul Zulehner, Priester und renommierter Theologe, geht freilich davon aus, dass Franziskus Schönborn dazu auffordern wird, sein Amt zumindest bis zum 80. Lebensjahr weiter auszuüben.

Übliches Vorgehen

„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Schönborn kommendes Jahr gehen wird“, sagt Zulehner zum KURIER. Besonders bei Kardinälen sei es normal, dass ihre Amtszeit verlängert wird. Auch Schönborns Vor-Vorgänger als Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, übte sein Amt bis ins 80. Lebensjahr aus.

 

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Garantie ist das jedoch keine – obwohl der argentinische Papst seinen früheren Konkurrenten um den Stuhl Petri durchaus schätzt. Daher stellt sich auch die Frage nach möglichen Nachfolgern für den prestigeträchtigen Posten als oberster Hirte der Erzdiözese Wien.

Generell habe die österreichische Kirche „eine sehr schwache Personaldecke, was Führungskräfte betrifft“, meint Zulehner. Zwar gebe es „ein paar, die das gerne wollen“, sagt der Kirchenkenner. Er fände es aber „besser, wenn es einer wird, der es nicht werden möchte“.

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Warum?

„Ich misstraue allen Leuten, die das heute anstreben, mir ist da zu viel Karrieredenken im Spiel“, sagt Zulehner in Anspielung auf den Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics. Dem werden durchaus höhere Ambitionen nachgesagt. Doch bereits seine Bischofsweihe sorgte für laute Kritik an der Kirchenbasis. Zu basisfern, unkollegial und eben karriereorientiert soll der Burgenland-Kroate sein.

 

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Dass Zsifkovics nach seinem Amtsantritt ein regelrechtes Köpferollen in der Diözese ausgelöst hat, erhöhte seine Sympathiewerte auch nicht – und wohl auch nicht seine Chancen auf die Schönborn-Nachfolge.

Denn der neue Wiener Erzbischof müsste nach Zulehners Ansicht das Ohr an der Basis haben, sprich: „die Pfarrgemeinden schätzen, weil die momentan eher unter die Räder kommen“.

Kirchenpolitisch aktiv

Vor allem müsste er aber einer sein, „der viel experimentiert, der den kirchenrechtlichen Rahmen verändert und nicht nur die Kirche im Rahmen des geltenden Kirchenrechts verändert“, sagt Zulehner. Sprich: „Er müsste kirchenpolitisch hochaktiv sein.“

Der neue Innsbrucker Bischof Hermann Glettler könnte dieser Mann sein. In einem ist sich Zulehner jedenfalls sicher: „Glettler wird aufgebaut.“