Dokumentationsstelle gegen politischen Islam präsentiert
Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) hat am Donnerstag die bereits angekündigte "Dokumentationsstelle Politischer Islam" präsentiert. Beforscht werden sollen Strukturen des politischen Islams und entsprechende Parallelgesellschaften.
Gegründet wurde die Dokumentationsstelle als Bundesfonds nach Vorbild des Österreichischen Integrationsfonds, die Startfinanzierung erfolgt mit 500.000 Euro aus dem Budget des Integrationsministeriums, wie Raab sagte. Gleichzeitig betonte die Ministerin die Unabhängigkeit der Arbeit des Gremiums, das fünf bis sieben Mitarbeiter haben soll. Diese werden nun gesucht. Die Leitung ist ebenfalls ausgeschrieben, wobei Raab schon klar machte, das sie sich eine Frau wünscht.
Auch erste Aufträge hat die Ministerin der Dokumentationsstelle mitgegeben. Dazu zählt der Kampf gegen den politischen Islam, die wissenschaftliche Erforschung, Dokumentation und Information über religiös motivierten Extremismus sowie über die entsprechenden Vereinsstrukturen. Die Informationen sollen Behörden, Politik und Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. "Die Stelle soll Transparenz schaffen."
Im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen war das Projekt breiter gefasst. Dort ist von einer "Forschungs- und Dokumentationsstelle für Antisemitismus, für den religiös motivierten politischen Extremismus (politischer Islam) und für den Rassismus im 21. Jahrhundert" die Rede.
Dass sich die Dokumentationsstelle nun ganz dem politischen Islam widmen soll, begründete Raab damit, dass es für die anderen Themen das DÖW (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes) und die Bundesstelle für Sektenfragen gebe: "Aber es gibt keine Einrichtung, die sich den Kampf gegen den politischen Islam zum Ziel gesetzt hat." Querverbindungen zu Themen wie Antisemitismus und Rassismus werde sich aber auch die neue Dokumentationsstelle ansehen - etwa den muslimischen Antisemitismus oder die türkisch-nationalistischen "Grauen Wölfe", die zuletzt bei den Ausschreitungen in Favoriten wieder im Fokus standen.
"Generation haram"
Die neue Einrichtung richte sich jedenfalls nicht gegen den Islam an sich, unterstrich Raab, sondern lediglich gegen die "extremistische Ideologie des politischen Islam". Es gehe um gefährliche Netzwerke, die unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit agieren. Thematisieren will man etwa, wenn in Moscheen die Überlegenheit der eigenen Religion gepredigt wird oder wenn sich Buben am Schulhof zu den Wächtern religiöser Gesetze aufschwingen ("Generation haram").
Wie viele Vereine im Visier der Dokumentationsstelle stehen könnten, wussten auch die vom Raab beigezogenen Experten nicht. Lorenzo Vidino, Extremismusforscher an der US-amerikanischen George Washington University, verwies darauf, dass sich Salafisten und Muslimbrüder nicht als solche outen würden. Daher sei die "Pionierarbeit" der Meldestelle auch so wertvoll.
Und Mouhanad Khorchide, Religionswissenschafter an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und unermüdlicher Prediger eines aufgeklärten Islams, verwies darauf, dass der politische Islam seine Zentren vielfach bereits eher in Europa als in den islamischen Ländern habe. Dazu gebe es aber noch kaum Forschungsarbeiten. Auch er betonte, dass es dabei nicht um den Islam an sich gehe, sondern um "eine gefährliche Ideologie des politischen Islam".