Politik/Inland

Kanzler rechnet mit "Rückkehr zum normalen Leben" bis Sommer 2021

Kanzler Sebastian Kurz meldet sich am Freitag aus dem - teilweisen - Urlaub zurück: Teilweise deshalb, weil Kurz die vergangenen Tage für Gespräche mit österreichischen und internationalen Gesundsheitsexperten, Forschern, Pharmaunternehmern und politischen Entscheidungsträgern genutzt hat.

Die Erkenntnisse aus diesen Gesprächen wird er am Freitag bei einer Rede präsentieren. Vorab gab der Kanzler einige Punkte zur Corona-Lage bekannt:

1. Schärfere Maßnahmen im Herbst und Winter denkbar

Weltweit steigen weiterhin die Zahlen an Neuinfektionen. Mittlerweile gibt es mehr als 25 Millionen bestätigte Covid-19-Fälle und mehr als 800.000 Tote. Ab September kommt zum Coronavirus noch die alljährliche Grippewelle als Herausforderung dazu. Und das Infektionsrisiko dürfte steigen, wenn sich viele Aktivitäten temperaturbedingt wieder in Innenräume verlagern.

Für Österreich bedeutet das laut Kanzler Kurz, dass man im Herbst und Winter auf ein weiteres Aufflammen der Infektionen vorbereitet sein müsse - und deshalb auch mit temporären Verschärfungen der Vorsichtsmaßnahmen zu rechnen sei.

2. Die Pandemie dürfte schneller vorbei sein

Die Einschätzung des Bundeskanzleramts sei aber, dass "im Laufe des Jahres 2021 die Verbreitung des Virus nachhaltig eingedämmt werden kann". Das bedeute, "dass wir, nach derzeitigem Wissenstand, bis zum Sommer 2021 zur Normalität zurückkehren werden können".

Wie der Kanzler zu dieser Prognose kommt? Vielvesprechende Entwicklungen im Bereich der Schutzimpfung, der Behandlung und zuverlässigen Schnelltestung von Covid-19 würden dafür sprechen, heißt es. Die Prognose baue auf Gesprächen mit den oben genannten Experten auf.

"Wir stehen vor einem schwierigen Herbst und Winter. Allerdings ist damit zu rechnen, dass es nächstes Jahr eine starke Entlastung durch mögliche Impfstoffe und Medikamente geben wird, sodass wir im Laufe des Jahres voraussichtlich wieder unser normales Leben führen werden können.“

3. Das Virus mutiert

Das Virus sei weiterhin ansteckend und besonders für Risikogruppen gefährlich. Zuletzt zeigten die Zahlen in Österreich und anderen Ländern, dass sich mittlerweile vor allem jüngere Menschen infiziert haben.

Wissenschaftlich belegt sei mittlerweile, dass das Covid-19-Virus vielfach mutiert sei und es deshalb auch zu Neuansteckungen von zuvor genesenen Menschen kommen kann (siehe Bericht unten).

Laut Epidemiologen könnten diese Mutationen mittelfristig dazu führen, dass das Virus immer ansteckender, aber gleichzeitig milder im Verlauf werde. Das sei aber noch Gegenstand von laufenden wissenschaftlichen Arbeiten.

4. Impfstoff soll schon im ersten Halbjahr kommen

Weltweit wird aktuell an knapp 165 Impfstoffen gegen Covid-19 gearbeitet - einige Pharmafirmen hätten bereits vielversprechende Ansätze, sagt Kanzler Kurz. Laut Prognosen könnte ein zugelassener Impfstoff bereits in der ersten Jahreshälfte 2021 großflächige Anwendbarkeit finden.

Es sei allerdings davon auszugehen, dass es wegen der belegten Mutationen wiederkehrend Impfungen braucht - jeweils in abgewandelter Form, ähnlich wie bei den Grippeimpfungen.

Die EU-Kommission hat bereits mit fünf globalen Pharmaunternehmen Gespräche über die Beschaffung von Impfstoffen abgeschlossen. Und zwar im Rahmen von sogenannten „Advance Purchase Agreements“, um allen EU-Mitgliedsstaaten Zugang zu Impfstoffen zu ermöglichen (Sanofi-GSK, Johnson & Johnson, CureVac, Moderna und AstraZeneca).

5. Weniger Tote durch neue Medikamente

Fortschritte soll es auch bei Medikamenten geben: Dabei fokussiere sich die Forschung vor allem auf Mittel zur Linderung besonders schwerer Krankheitsverläufe. Auch hier gebe es mehrere wissenschaftliche Ansätze: Von der Nutzung bestehender antiviraler Mittel (z.B. Remdesivir), bis hin zur Blutplasmatherapie.

Die klinische Forschungsarbeit von APEIRON Biologics, gegründet vom österreichischen Forscher Josef Penninger, im Bereich der Immunotherapie sei eine der vielversprechenderen, sagt Kanzler Kurz, der auch in diesem Bereich 2021 mit "signifikanten Durchbrüchen" rechnet, "die die Sterblichkeitsrate von Covid-19-Patienten weiter senken werden".

6. Schnellere, verlässlichere Tests

Auch im Bereich der Tests tut sich einiges: Kurz nennt einerseits Schnelltests, die immer verlässlicher würden. Hier geht es um Personen, die bereits eine Infektion hinter sich und Antikörper gebildet haben.

Vor allem aber sollen neue, schnellere und verlässliche PCR-Tests (da geht es um bestehende Infektionen) eine regelmäßige, groß angelegte und rasche Testung der Bevölkerung ermöglichen. Neue Ansätze wie der RT-LAMP Diagnosetest, der in Österreich entwickelt wurde, seien hierbei besonders vielversprechend.