Ausreise aus Tirol ist nur noch mit negativem Corona-Test erlaubt
Von Christian Böhmer
Tirol wird abgeschottet - und zwar für zumindest zehn Tage. Nachdem mehrere Tage darüber verhandelt worden ist, welche Gegenmaßnahmen sinnvoll wären, hat die Bundesregierung am Dienstag für Tirol neue Verschärfungen verkündet.
"Die britische und die südafrikanische Mutation setzen sich leider in Europa durch", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Beide Varianten seien ansteckender. Vor allem aber sei die südafrikanische Variante insofern eine Herausforderung, als der Impfstoff von Astra Zeneca bei ihr möglicherweise geringere Wirkung zeige. Zur Erinnerung: Astra Zeneca ist jenes Präparat, von dem Österreich bis zum Sommer die größten Mengen geordert hat.
Angesichts der Tatsache, dass in Tirol rund 400 Fälle der neuen Virus-Mutation aufgetreten sind, hat die Bundesregierung entschieden, über Tirol ab Freitag Verkehrsbeschränkungen zu verhängen: Wer das Bundesland verlassen will, muss einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist.
Es gehe bei Tirol, so Kurz, nicht um eine Schuld-, sondern um eine Sachfrage. "Aber der Ausbruch der südafrikanischen Variante ist der größte bekannte in der Europäischen Union, und daher muss er bekämpft werden."
Osttirol ist ausgenommen
Rechtliche Basis der Beschränkung ist das Epidemiegesetz. Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober gilt die Test-Pflicht nicht für Osttirol - hier sind zwar die Infektionszahlen deutlich schlechter, doch die Variante dürfte noch nicht so stark verbreitet sein.
Wichtig ist zudem, dass auch Kinder von der Testpflicht ausgenommen sind.
Laut Innenminister Karl Nehammer wird die Polizei ab Freitag an den Landesgrenzen und auf den Landesstraßen kontrollieren, ob Ausreisende einen negativen Corona-Test vorweisen können.
Die Art und Weise, wie Tirol und seine gewählten Vertreter in der Diskussion um schärfere Maßnahmen bislang agierten, war auffallend ablehnend bis aggressiv. Das führte auch dazu, dass Anschober am Montag in einem ZIB2-Interview daran erinnerte, dass Landeshauptmann Günther Platter auch selbst eine "Schutzverantwortung gegenüber der Tiroler Bevölkerung" habe.
„Die Bundesregierung hat heute die Testverpflichtung an den Grenzen präsentiert, weil die Sorge besteht, dass sich die südafrikanische Virusmutation ausbreitet. Unser Hauptaugenmerk als Tiroler Landesregierung gilt der wirksamen Bekämpfung dieser Pandemie und ihrer Mutationsvarianten", meldet sich Platter in einem Statement nach der Pressekonferenz.
Man habe dem Gesundheitsministerium bereits mitgeteilt, dass die Umsetzung in enger Zusammenarbeit mit dem Bund erfolgen werde.
Platter plädiert für regelmäßiges Testen
"Wir zählen aktuell zu den Bundesländern mit den geringsten Neuinfektionen. Dennoch ist die südafrikanische Virusmutation absolut ernst zu nehmen. Aus diesem Grund setzen wir in Tirol ein 9-Punkte-Programm um, damit sich die südafrikanische Mutation nicht weiterverbreitet und wir die Tirolerinnen und Tiroler schützen können", so Platter.
Der Landeshauptmann plädiert, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich regelmäßig testen lassen. Ganz besonders gelte dies für den Bezirk Schwaz, wo die südafrikanische Virusmutation am stärksten verbreitet ist.
Bereist ab Mittwoch werde ein erweitertes Testangebot für PCR-Testungen im Bezirk Schwaz zur Verfügung stehen.