Arbeiterkammer: Anderl verliert Stimmen, bleibt aber Präsidentin
Renate Anderl bleibt erwartungsgemäß Präsidentin der Arbeiterkammer. In der Hauptversammlung der Bundeskammer erhielt sie 89,06 Prozent der 64 abgegebenen gültigen Stimmen. Damit schnitt sie deutlich schlechter ab als bei ihrem Erstantritt 2018, als sie die Agenden von Rudolf Kaske übernommen hatte und fast 95 Prozent Zustimmung auf sich vereinen konnte.
Dass Anderl Präsidentin bleibt, stand schon lange fest, hatte ihre Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter doch die AK-Wahl mit 60,5 Prozent dominiert. Auch die Wiener Wahl, bei der Anderl Spitzenkandidatin war, endete mit einem roten Triumph und 60,7 Prozent der Stimmen.
Anderl zur Seite stehen vier Vizepräsidenten. Das sind die Präsidenten Kärntens (Günther Goach), Niederösterreichs (Markus Wieser). Oberösterreichs (Johann Kalliauer) sowie als einziger Christgewerkschafter der Chef der Tiroler Kammer (Erwin Zangerl).
In ihrer Rede anlässlich der Konstituierung der Hauptversammlung appellierte die Präsidentin an die Wirtschaftskammer: "Wir sind offen für Sozialpartner-Verhandlungen. Vorausgesetzt, die Wirtschaftskammer besinnt sich darauf, dass Sozialpartnerschaft ein Geben und ein Nehmen ist."
Nachdem die vorige Bundesregierung auf eine Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer verzichtet habe, sei nun Zeit für eine Kurskorrektur: "Wir brauchen eine Politik, die die Menschen in den Mittelpunkt rückt und nicht die eigenen Interessen oder jene von Großkonzernen und Großsponsoren." Die Zeit bis zur Bestellung einer neuen Regierung soll laut Anderl dazu genützt werden, um "den Dialog in unserem Land zu stärken".
Inhaltlich forderte die AK-Präsidentin unter anderem das Recht auf die Vier-Tage-Woche, den freien Karfreitag für alle sowie wirksame Mietobergrenzen. Zudem verlangte Anderl, dass "Millionäre und Konzerne endlich einen fairen Beitrag in unser Steuersystem leisten".