Politik/Ausland

UN-Klimakonferenz: Düstere Mahnungen und Angst vor dem Scheitern

Den wahrscheinlich stärksten Auftritt in Glasgow hat Xi Jinping gleich einmal zum Auftakt für sich reserviert – und zwar durch Abwesenheit. Der chinesische Staatschef, der ja schon länger ziemlich laut über sein Erscheinen beim Klimagipfel nachgedacht hatte, sagte am Montag nicht nur endgültig ab, auch die geplante Teilnahme per Videokonferenz wird immer unwahrscheinlicher. Lediglich ein dürres Statement von Xi soll auf der Website des Gipfels aufscheinen.

China, der größte Produzent von Treibhausgasen der Welt, zeigt dieser die kalte Schulter: Eine düstere Ouvertüre für den UN-Klimagipfel, bei dem auch Wladimir Putin – sein Land ist der größte Erdgas-Exporteur – und der türkische Staatschef Erdogan fehlen.

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Die anderen globalen Entscheidungsträger - wie auch Österreichs Bundeskanzler Alexander Schallenberg - sind zwar in Glasgow erschienen, allerdings mit einem schweren Rucksack.

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Beim vorherhergehenden G20-Gipfel in Rom, der ja der Klimakonferenz quasi die Richtung vorgeben sollte, waren sie daran gescheitert, dem Kampf gegen den Klimawandel klare Impulse zu geben. Konkrete Zusagen zum Kampf gegen die Erderwärmung wurden zuletzt aus der Abschlusserklärung gestrichen. Man beschränkte sich darauf, in allgemeinen Formulierungen am Ziel des Pariser Klimagipfels festzuhalten: Also daran, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken.

Mahnrufe

Ein Ziel, das im völligen Gegensatz zu den bisher von den Industriestaaten eingeleiteten Maßnahmen steht. Geht man diesen Weg weiter, dann werde die Erderwärmung zur Jahrhundertwende mindestens 2,7 Grad betragen, hat der UN-Klimarat kürzlich festgestellt.

Entsprechend dramatisch waren die kurzen Wortmeldungen der Spitzenpolitiker zum Auftakt, allen voran der Gastgeber, Großbritanniens Premier Boris Johnson. Johnson versuchte, die Weltgemeinschaft auf schnelles und ehrgeiziges Handeln gegen die drohende Klimakatastrophe einzuschwören. Das Treffen müsse „diese Bombe“ entschärfen und „der Anfang vom Ende“ des Klimawandels werden: „COP26 kann und darf nicht das Ende der Geschichte sein.“ Man habe mit dem Pariser Klimaabkommen ein Rettungsboot geschaffen, dem man nun einen Schubs in die Richtung einer grüneren, saubereren Zukunft geben müsse. Diesen Schubs versprach auch US-Präsident Joe Biden für sein Land. Obwohl sein Klimapaket in Washington im Kongress hängt, sieht Biden die USA weiter als globale Führungsnation, die bis 2030 ihre Emissionen halbieren werde.

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„Genug Selbstzerstörung“

Ein Optimismus, den UN-Generalsekretär Antonio Guterres nicht teilt. Der Portugiese, der schon bei der Abreise von G20-Gipfel offen seine Enttäuschung eingestanden hatte – „Ich verlasse Rom mit unerfüllten Hoffnungen“ – holte in Glasgow zu einer Brandrede aus: „Wir graben unser eigenes Grab.“ Regierungen müssten Subventionen für fossile Brennstoffe beenden, aus der Kohle aussteigen und einen Preis für sämtliche Emissionen festlegen. „Es ist an der Zeit, zu sagen: Genug“, sagte Guterres. „Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff.“

Guterres stellte die Versprechen einiger Staaten offen in Zweifel. Man müsse endlich handeln, anstatt immer nur Worte zu bemühen: „ „Wir steuern immer noch auf eine Klimakatastrophe zu.“