Trump: Mitwisserschaft von Kronprinz bei Kashoggi-Mord möglich
US-Präsident Donald Trump hält eine Mitwisserschaft des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman am Mord des Journalisten und Regimekritikers Jamal Khashoggi für möglich, aber nicht für bewiesen. "Es könnte sehr gut sein, dass der Kronprinz Kenntnis von diesem tragischen Vorfall hatte - vielleicht hatte er das und vielleicht hatte er das nicht!", hieß am Dienstag in einer Mitteilung Trumps.
Zugleich teilte Trump mit, dass die USA trotz der Tötung Khashoggis an der engen Partnerschaft mit Riad festhielten: Washington bleibe ein "unverbrüchlicher Partner" Saudi-Arabiens. Die Untersuchungen der US-Geheimdienste zu dem gewaltsamen Tod Khashoggis in Istanbul dauern nach Angaben des US-Präsidenten noch an.
Website veröffentlichte angebliche Zitate von Mord
Sieben Wochen nach dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul hat eine türkische Webseite erstmals angebliche Zitate aus den Tonaufnahmen von der Tat veröffentlicht. Auf den Bändern sei zu hören, wie der Regierungskritiker ruft: "Lassen Sie meinen Arm los, was denken Sie, was Sie da tun", heißt es in dem Bericht des Mediums Habertürk.
Diesen griff die große Zeitung Hürriyet am Dienstag auf. Habertürk berief sich auf Quellen aus Sicherheitskreisen.
Die türkische Regierung lanciert über Medien seit Wochen Details zum Mord im Konsulat, die Saudi-Arabien schwer belasten. Der Öffentlichkeit hat sie bisher keinen Zugang zu den Tonaufnahmen gewährt.
7-minütige Auseinandersetzung
Dem Habertürk-Bericht zufolge dokumentieren die Tonaufnahmen zunächst eine sieben Minuten lange Auseinandersetzung zwischen Khashoggi und vier Angreifern. Danach sei zu hören, wie Khashoggi in einen anderen Bereich des Hauses gebracht wurde - eine Version, die einer früheren Darstellung widerspricht, wonach er schon kurz nach Betreten des Gebäudes tot gewesen sein soll. Eine zweite Aufnahme aus diesem Teil des Hauses sei vier Minuten lang, berichten Habertürk und Hürriyet weiter. Zu hören seien nun auch die Geräusche von Schlägen und Folter.
Die Aufnahmen seien aber auch fast zwei Stunden lang unterbrochen worden, vermutlich von Störgeräten der Saudis, hieß es weiter. Aufnahmen vom Todeszeitpunkt selbst scheint es also zumindest dieser Darstellung nach nicht zu geben.
"Es ist unheimlich, die Kleider eines Mannes zu tragen, den wir vor 20 Minuten getötet haben."
Allerdings soll später einer der mutmaßlichen Täter mit den Worten zu hören sein: "Es ist unheimlich, die Kleider eines Mannes zu tragen, den wir vor 20 Minuten getötet haben." Der Sprecher sei kurz darauf als Doppelgänger von Khashoggi aufgetreten. Türkische Medien hatten Bilder von einem angeblichen Doppelgänger Khashoggis auf einer Istanbuler Straße vor einigen Wochen gezeigt.
Insgesamt seien die Stimmen von sieben Männern zu hören, hieß es weiter. Türkische Sicherheitsquellen hätten einen der Sprecher als Mahir Mutrib identifiziert. Er soll gesagt haben: "Verräter. Du wirst zur Rechenschaft gezogen werden." US-amerikanische Medien hatten Mutrib als regelmäßigen Begleiter des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman identifiziert. Vom US-Finanzministerium hieß es vergangene Woche, die Mord-Operation sei von Mutrib koordiniert worden.
Mutribs Stimme sei auch in 19 Telefongesprächen mit Saudi-Arabien zu hören, berichten die beiden türkischen Medien weiter. Vier dieser Gespräche seien mit dem persönlichen Berater des Kronprinzen, Saud al-Kahtani, geführt worden. Sollte das zutreffen, würde sich der Verdacht auf eine Beteiligung höchster saudischer Regierungskreise bis hin zum Thronfolger erhärten. Die New York Times hatte jüngst von einem Telefonanruf aus dem Konsulat berichtet, bei dem Mutrib dem Gesprächspartner nach der Tat gesagt haben soll, er solle "seinem Chef" Bescheid geben.
Riad hatte Berichte zur Verstrickung Mohammed bin Salmans erst am Montag erneut vehement zurückgewiesen. "Wir im Königreich wissen, dass solche Behauptungen gegen den Kronprinzen völlig falsch sind", sagte der saudische Außenminister Adel al-Jubair der von Saudi-Arabien finanzierten Tageszeitung Al-Sharq al-Awsat. König Salman und der Thronfolger seien eine "rote Linie", warnte Al-Jubair. "Wir werden keine Versuche zulassen, sie anzutasten, von wem auch immer und unter welchem Vorwand auch immer." Bei den Vorwürfen handle es sich um Medienberichte, Offizielles aus den USA gebe es dazu nicht.
Die Washington Post hatte unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, die CIA sehe Mohammed bin Salman als Drahtzieher hinter dem gewaltsamen Tod Khashoggis. Das Außenministerium in Washington stellte aber klar, es sei noch keine abschließende Bewertung getroffen worden.
Ende der Woche soll der Kronprinz dann erstmals seit Beginn der Khashoggi-Affäre ins Ausland reisen. Von Freitag an besuche er die engen Verbündeten der Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten, bevor er zum G20-Gipfel nach Argentinien fliegen werde, hieß es am Dienstag aus diplomatischen Kreisen in Riad. Auf der Agenda stünden Gespräche über den Krieg im Jemen, den Kampf gegen den Terror und die Stärkung der bilateralen Beziehungen mit den Verbündeten.