Politik/Ausland

Tory-Drama: Wenn Johnson kommt, wollen andere gehen

Nur, falls irgendwer dachte, britische Politik wäre noch nicht lächerlich genug, gibt es jetzt die 24 Stunden Boris-Johnson-Roadshow“, leitete kürzlich  der Moderator des Guardian ein Gespräch mit Experten über die Wahl des neuen Tory-Chefs ein. Die konservative Partei, die seit der Abstimmung über den EU-Austritt die Regierungsgeschäfte des politisch krisengeschüttelten Großbritanniens innehatte, setzt zum nächsten Akt in einem zähen Drama an.

Heute, Montag, entscheidet sich, wer in Zukunft die Partei und somit die Regierung leiten soll. Am Dienstag soll der Name verlautbart werden. Aller Voraussicht nach wird das jener des Ex-Außenministers und Brexit-Polterers Boris Johnson sein – und nicht sein Widersacher, der aktuelle Außenminister Jeremy Hunt, der aus den Reihen der Brexit-Gegner kam.

„Komme, was wolle“

Doch schon lange ist bekannt, dass die konservative Partei schwer gespalten ist. Das wurde auch am Sonntag wieder deutlich, als Kabinettsmitglieder ankündigten, für eine Regierung unter Johnson nicht zur Verfügung zu stehen. Justizminister David Gauke machte in einem Interview mit der Sunday Times den Beginn, es folgte Finanzminister Philip Hammond via BBC, der selbst vor Kurzem noch als möglicher Theresa-May-Nachfolger im Raum gestanden wäre.

Parteilinie

Beide warnten  vor einem ungeregelten Brexit, den Boris Johnson nicht ausschließt. Beide kamen mit ihren Rücktritten einem Rauswurf des Brexit-Hardliners zuvor.  Johnson will am 31. Oktober Großbritannien aus der Europäischen Union führen – „komme, was wolle“. Der Abgeordnete Nick Bole, der kürzlich aus der Tory-Partei ausgetreten ist, gibt zu bedenken, dass sich die  Partei  radikalisiert habe. „Vor einem halben Jahr war ein harter Brexit eine unpopuläre Obsession einiger weniger Brexit-Extremisten. Ab Mittwoch wird er offizielle Parteilinie sein.“