Südkoreas Regierung geht nicht von Herz-Operation für Kim aus
Die südkoreanische Regierung geht einem Medienbericht zufolge nicht davon aus, dass sich der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un einem chirurgischen Eingriff unterziehen musste. Kim sei vermutlich nicht operiert worden, sagte ein ranghoher Vertreter des Präsidialamts in Seoul am Sonntag der Nachrichtenagentur Yonhap.
Seoul habe Grund zu der Annahme, dass es sich bei den Berichten über eine schwere Erkrankung und eine OP des nordkoreanischen Machthabers um unbegründete Spekulationen gehandelt habe. Kim hatte sich nach einer dreiwöchigen Abwesenheit und Gerüchten über eine angebliche schwere Erkrankung laut den nordkoreanischen Staatsmedien am Freitag bei der Einweihung einer Düngemittelfabrik in der Stadt Sunchon erstmals wieder gezeigt. Nordkoreas Machthaber war am Samstag lachend und augenscheinlich gesund auf offiziellen Fotos zu sehen. Eine unabhängige Bestätigung für die nordkoreanischen Berichte über Kims Auftritt gab es zunächst jedoch nicht.
Wichtigen Termin ausgelassen
Kim war seit einem Treffen des Politbüros der Nordkoreanischen Arbeiterpartei am 11. April nicht mehr öffentlich aufgetreten und hatte insbesondere bei den Feierlichkeiten zu Ehren seines verstorbenen Großvaters, Staatsgründer Kim Il-sung, gefehlt. Der 15. April ist der wichtigste Termin des Jahres für die politische Elite das Landes - die Feierlichkeiten hatten wegen der Coronavirus-Pandemie allerdings in deutlich kleinerem Rahmen als üblich stattgefunden.
Das Webportal Daily NK, das überwiegend von aus dem Land geflohenen Nordkoreanern betrieben wird, hatte berichtet, Kim habe sich einem dringlichen Eingriff am Herz-Kreislauf-System unterziehen müssen. "Exzessives Rauchen, Fettleibigkeit und Erschöpfung" seien die Gründe für seine gesundheitlichen Probleme gewesen.
Der US-Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf einen US-Regierungsmitarbeiter, Washington gehe Geheimdienstinformationen über einen angeblich sehr schlechten Zustand Kims nach einer Operation nach. Südkorea und die US-Regierung wiesen die Berichte allerdings zurück.
US-Präsident Donald Trump zeigte sich nach Kim öffentlichem Auftritt erfreut darüber, dass der nordkoreanische Machthaber anscheinend wohlauf ist. "Ich etwa bin froh zu sehen, dass er zurück und wohlauf ist", schrieb Trump am Samstag im Onlinedienst Twitter.
Im Bemühen um ein Ende von Nordkoreas Atomprogramm hatte Trump Kim in den vergangenen beiden Jahren drei Mal getroffen, davon zwei Mal zu formellen Gipfeltreffen. Seit dem Scheitern des jüngsten Gipfels im Februar 2019 in Hanoi liegen die Nuklearverhandlungen zwischen den USA und Nordkorea jedoch auf Eis.