Politik/Ausland

Sri Lankas Präsident Rajapaksa auf den Malediven, Premier wird Übergangspräsident

Sri Lankas umstrittener Präsident Gotabaya Rajapaksa will durch seine Flucht auf die Malediven, ursprünglich wollte er lieber nach Dubai, einer Strafverfolgung entgehen. Der neue von Parlamentspräsident Mahinda Yapa Abeywardena eingesetzte Übergangspräsident Wickremesinghe (73) rief den landesweiten Notstand aus. In der Westprovinz inklusive der Hauptstadt Colombo gilt eine Ausgangssperre.

Schlimmste Krise seit Unabhängigkeit

Rajapaksa war angesichts massiver Proteste wegen der schweren Wirtschaftskrise im Land unter Druck geraten und am Samstag aus dem Präsidentenpalast in Colombo geflohen, nachdem dieser von Demonstranten gestürmt worden war. Danach hatte er für Mittwoch seinen Rücktritt angekündigt.

Der Inselstaat vor der Küste Indiens erlebt aktuell die schlimmste Wirtschaftskrise in den 64 Jahren seiner Unabhängigkeit. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist der Tourismus in Sri Lanka völlig zum Erliegen gekommen, durch den Krieg in der Ukraine und die stark gestiegenen Preise für Öl und Nahrungsmittel wurde die Situation für die rund 22 Millionen Einwohner endgültig dramatisch. Außerdem kann das Land seine Kredite vor allem an China nicht mehr bedienen.

Die Menschen machen Rajapaksa und seine Familie für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Neben dem Präsidenten waren seine Brüder Mahinda und Basil bis zu ihren Rücktritten im Frühjahr Premier- beziehungsweise Finanzminister. Ebenso hatten eine Reihe weiterer Mitglieder des Clans hohe Regierungsposten inne. Mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 2015 und 2019 regierten die Rajapaksas seit 2005 das Land.


Im Präsidentschaftswahlkampf im Herbst 2019 präsentierte sich Rajapaksa als starker Mann und Beschützer der buddhistischen Mehrheit vor Gewalt durch die muslimische Minderheit Sri Lankas. Den Buddhisten galt er lange Zeit als Volksheld, nachdem er im Mai 2009 als damaliger Verteidigungsminister den Kampf tamilischen Minderheit für Gleichberechtigung und Autonomie mit einem Massaker an der Führung der „Tamilischen Tiger“ beendet hatte. Präsident war damals sein Bruder Mahinda. Die Tamilen sind überwiegend Hindus, aber es gibt unter ihnen signifikante Enklaven von Katholiken und Protestanten.