Politik/Ausland

Spanien: „Pedro, der Schöne“, ein politischer Überlebenskünstler

„Anleitung zum Widerstand“, heißt die kürzlich veröffentlichte Autobiografie von Pedro Sanchez. Von Widerstand, zumindest politischem sei allerdings nicht viel zu bemerken, höhnte die spanische Presse, ginge es doch vor allem um die Kunst des Überlebens. Die allerdings beherrscht der 46-Jährige perfekt. Denn politisch totgesagt zu werden, das ist für Sanchez längst Gewohnheit. Die letzten Grabreden auf ihn waren heuer im Frühjahr verfasst worden, als er mit seinem Budget im Parlament in Madrid gescheitert war und Neuwahlen ausrief.

Rechtsbündnis

Denn die, so waren die Meinungsmacher überzeugt, seien für den Sozialisten nicht zu gewinnen. Zwar lag seine Partei, die PSOE, damals in Umfragen vorne, aber Spaniens Rechtsparteien hatte gerade demonstriert, wozu sie in der Lage waren: Ein Bündnis der konservativen Volkspartei PP, der nach rechts gedrifteten liberalen Ciudadanos und der neuen Rechtsaußen-Fraktion Vox hatte die Sozialisten in der Region Andalusien aus dem Amt befördert. Dasselbe Bündnis steht nach den Wahlen am Sonntag auch für ganz Spanien im Raum.

Pedro Sanchez erkannte die Chance auf ein zugkräftiges Wahlkampf-Thema: Die Warnung vor einem Rechtsruck in Spanien. Nur eine starke PSOE, machte Sanchez deutlich, könne das verhindern.

Der politische Pragmatiker gab sich auf einmal als kämpferischer Ideologe – und noch erstaunlicher: Es gelang ihm. Die Umfragen der PSOE gingen unaufhaltsam nach oben. Inzwischen rechnen viele politische Beobachter mit etwas, das vor wenigen Monaten noch undenkbar schien: Ein linke Mehrheit in Spanien. Sanchez könnte gemeinsam mit der linken Partei Podemos und der Unterstützung einiger Kleinparteien das Kunststück zusammenbringen.

Wackelige Regierung

Damit wäre der politische Coup gelungen, den Sanchez in Sommer vor einem Jahr gestartet hatte. Per Misstrauensantrag beförderte er die konservative PP aus der Regierung und bildete ein Minderheitskabinett. Große Sprünge gelangen dieser wackeligen Konstruktion nicht, aber mit Maßnahmen wie der deutlichen Anhebung des Mindestlohns gelang es Sanchez zumindest politische Signale zu senden. Ein klare Linie können Experten wie der Madrider Politologe Jose Fernandez Albertos allerdings nicht erkennen: „Es ist wirklich schwierig, mit Sanchez irgendwelche klaren Ideen in Verbindung zu bringen.“ Bei den Wählern scheint das „Pedro dem Schönen“, so Sanchez’ Spitzname, nicht zu schaden.