Politik/Ausland

Serbien: Erneut Demonstrationen trotz Rücknahme der Corona-Ausgangssperre

Am zweiten Tag in Folge sind in der serbischen Hauptstadt Belgrad zunächst friedliche Demonstrationen gegen das Corona-Krisenmanagement der Regierung in Gewalt umgeschlagen. Die Polizei setzte am Mittwochabend erneut Tränengas gegen Protest-Teilnehmer ein, die ihrerseits Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten warfen.

Zu der Demonstration vor dem Parlament am Mittwochabend hatte das Oppositionsbündnis "Allianz für Serbien" aufgerufen. Zu chaotischen Szenen kam es, als ein Großteil der Demonstranten die Kundgebung bereits verlassen hatte. Protest-Teilnehmer warfen leuchtende Geschoße auf Polizisten, die mit dem Einsatz von Tränengas reagierten. Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Polizeibeamten und Demonstranten gab es auch in den das Parlament umgebenden Straßen.

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Wie bereits am Dienstag forderten die Demonstranten Serbiens Präsident Aleksandar Vucic zum Rücktritt auf. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, die Corona-Beschränkungen zu rasch gelockert und so eine zweite Infektionswelle begünstigt zu haben, nur um am 21. Juni Parlamentswahlen abhalten zu können. Die Ankündigung einer Ausgangssperre für das Wochenende, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, hatte am Dienstag zu massiven Protesten geführt.

Die Menschen seien spontan auf die Straße gegangen, um ihren Unmut über das Corona-Management der Regierung sowie den Wahlsieg von Alexandar Vucics Fortschrittspartei zum Ausdruck zu bringen, sagen politische Beobachter. Unter die zunächst friedlichen Demonstranten dürften sich aber auch gewaltbereite gemischt haben. Für den Sturm auf das Parlamentsgebäude am Dienstagabend sowie für die Ausschreitungen am Mittwochabend sollen Extremisten oder - wie manche Beobachter melden - Hooligangruppen verantwortlich zeichnen.