Politik/Ausland

"So klein": Kreml wirbt mit Österreich-Verweis für Verfassungsreform

„Schau wie groß unsere Heimat im Vergleich zum kleinen Österreich ist!“, sagt Jana Rudkowskaja zu ihrem Sohn Aleksandr: In einem neuen Werbevideo zeigt die Gattin des in Russland prominenten, vielfachen Eiskunstlaufmeisters Jewgeni Pljuschtschenko auf einem Globus, wie groß Russland im Vergleich zu Österreich ist - um damit Werbung für das umstrittene Verfassungsreferendum des Kreml zu machen. Am 1. Juli wird dabei darüber abgestimmt, ob Wladimir Putin seine Amtszeit bis 2036 verlängern kann. 

Das sorgt für kritische Reaktionen: In dem nur 45 Sekunden dauernden Werbespot findet der kleine Aleksandr zunächst Russland auf einem Globus; Mutter Rudkowskaja sagt: "Schau wie groß unsere Heimat im Vergleich zum kleinen Österreich ist! In unserem großen Land leben wir, gehen zur Schule, erziehen Kinder und alle haben wir Rechte." Kurz erklärt sie auch die Bedeutung der russischen Verfassung. Die drei sind in Russland keine Unbekannten, auch der Siebenjährige steht dank der Bemühungen seiner Eltern seit frühester Kindheit im Scheinwerferlicht und ist unter seinem Spitznamen „Gnom Gnomytsch“ (übersetzt: der Gnom, Sohn von Gnom) bekannt.

Kein Verweis auf Amtsverlängerung

Pljuschtschenkos Werbespot ist eines von zahlreichen Videos, mit dem derzeit für die vom Kreml forcierte Verfassungsreform Stimmung gemacht wird. Wie in einigen anderen Beiträgen ist jedoch nicht von jener neuen Bestimmung die Rede, die Präsident Putin im Widerspruch zur bisherigen Verfassung die Möglichkeit verschafft, zwei weitere Male für das Amt des Präsidenten zu kandidieren und derart bis zum Jahr 2036 zu reagieren.

Über einen Vorschlag des Buben, der im Rahmen der Verfassung gerne Freunde nach Hause einladen möchte, gelte es im Familienrat abzustimmen, wirft Vater Pljuschtschenko schließlich ein. Keinen Zweifel, dass die Promifamilie für die Putin'sche Verfassungsreform eintritt, lässt eine finale Stimme aus dem Off: „Unsere Wahl ist die Zukunft unserer Kinder“, sagt ein Sprecher, und eine Einblendung erinnert an das Referendum am 1. Juli.

Wohlstandsgefälle

Neben Unmutsbekundungen über die politische Instrumentalisierung eines Kindes, unter anderem von Oppositionspolitiker Aleksej Nawalny, wurde in sozialen Netzwerken vor allem aber auch der nicht weiter begründete Verweis auf das „kleine Österreich“ kritisch hinterfragt. Die Rede war dabei insbesondere vom Wohlstandsgefälle zwischen Österreich und Russland.

„Schau, Saschenka, unsere Heimat ist 200-mal größer als Österreich. Das Mindestgehalt bei uns ist aber 10-mal geringer als dort“, tweetete etwa der im Exil lebende Oppositionelle Michail Chodorkowski.

 

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